Sabine Rathmayer, Hans Pongratz (Hrsg.): Proceedings of DeLFI Workshops 2015 co-located with 13th e-Learning Conference of the German Computer Society (DeLFI 2015) München, Germany, September 1, 2015 186 Erweiterung des Lernraumes: Regionalisierung des Lern- angebotes als Beitrag zum Life-Long-Learning Elisabeth Katzlinger1 und Johann Höller2 Abstract: Im Rahmen der Multimedia Studien Services Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (MUSSS) werden ungefähr zwei Drittel des Bachelor-Curriculum Wirtschaftswissenschaften in einem E-Learning Format parallel zu Präsenzlehrveranstaltungen angeboten. Eine der Zielsetzun- gen bei der Konzipierung des Projektes ist die Studienmöglichkeit für Studierende, für die Zeit- und Ortsunabhängigkeit essentiell ist, wie berufstätige Studierende, Studierende mit Betreuungs- aufgaben sowie Studierende, die nicht am Universitätsstandort wohnen, zu verbessern. Um die Ortsunabhängigkeit besser zu gewährleisten, werden an zwei Außenstandorten Prüfungen und Präsenzveranstaltungen angeboten. Keywords: E-Learning, Regionalisierung, elektronische Prüfung 1 Einleitung Studierende, die sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren können und am Studi- enort wohnen, sind in der Zwischenzeit ein Minderheitenprogramm. Die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen sind von dieser Entwicklung besonders betroffen. Wie eine Reihe von Untersuchungen belegen [Un12], [Mö02], [Ka14], ist die Erwerbsquote bei den Studierenden in Österreich relativ hoch, 63% der Studierenden sind zumindest in Teilzeit während des Semesters erwerbstätig [Un12], an der Johannes Kepler Universität Linz liegt der Anteil bei 75%, insbesondere bei den Sozial- und Wirt- schaftswissenschaften [Mö02]. Für die Studierenden ergibt sich daraus oft eine Drei- fachbelastung aus Studium, Beruf und Privat- und Familienleben, diese Überbeanspru- chung kann zu gesundheitlichen Problemen und zu Studienunterbrechungen bzw. zum Studienabbruch führen [Un07]. Die hohe Erwerbsquote bringt es mit sich, dass für die Studierenden die Zeitunabhängigkeit des Lehrangebotes ein entscheidender Faktor für den Studienerfolg sein kann. Ein weiterer Faktor für das Zeitbudget der Studierenden ist die Entfernung zwischen Wohn- und Studienort, die ebenfalls eine bedeutende Rolle für den Studienerfolg spielt. In der Studierendensozialerhebung [Un12] wurde diese Entfernung ebenfalls erhoben und so zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Studierenden mehr als 30 Minuten, 8% 1 Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Datenverarbeitung in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaf- ten, Altenberger Straße 69, A-4040 Linz, Österreich, elisabeth.katzlinger@jku.at 2 Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Datenverarbeitung in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaf- ten, Altenberger Straße 69, A-4040 Linz, Österreich, johann.hoeller@jku.at Erweiterung des Lernraumes: Regionalisierung des Lernangebotes als Beitrag zum Life-Long-Learning 187 länger als 60 Minuten zwischen Wohn- und Studienort unterwegs sind. Für Personen, die in der Region verwurzelt sind oder aus anderen Gründen den Universi- tätsstandort nur schwer erreichen können, ist der Zugang zu einer tertiären Bildung nur eingeschränkt möglich, eine berufliche Qualifizierung auf Universitätsniveau ist damit schwer zugänglich. Das Stadt-Landgefälle bei den Bildungsabschlüssen wird so noch verstärkt [We06]. Die politisch Verantwortlichen in den regionalen Zentren sind daher an alternativen Zugängen zu tertiärer Bildung interessiert, weil die Region durch das höhere Bildungsniveau für Unternehmen attraktiver wird. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Erweiterung des Lernraumes in regiona- len Außenstellen im Rahmen des E-Learning Formats MUSSS der Johannes Kepler Universität Linz. Dabei werden an zwei Standorten in eher strukturschwachen Regionen Präsenzveranstaltungen und Prüfungen parallel zu dem Angebot an der Universität an- geboten. 2 Didaktisches Konzept MUSSS Ausgangspunkt für das Projekt MUSSS (Multimedia Studien Services SoWi) ist das Angebot mit Hilfe von E-Learning einerseits berufstätigen Studierenden und Studieren- den mit Betreuungsaufgaben die Chance auf ein universitäres Studium und damit ein Life Long Learning zu ermöglichen und andererseits auch jene Personen anzusprechen, die örtlich disloziert von der Universität sind. Das Projekt ist als Blended Learning Programm konzipiert und verbindet E-Learning Komponenten mit Präsenzphasen. Es sieht einerseits die Verminderung der Anwesenheit vor und andererseits wird das selbstgesteuerte, tutoriell unterstützte E-Learning geför- dert. Damit wird zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglicht. MUSSS sieht gerade bei den großen Massenlehrveranstaltungen ein Kurskonzept vor, bei dem die Inhalte online zur Verfügung gestellt werden; die Betreuung dafür erfolgt individuell beispielsweise durch Tutoren. Durch die sinnvolle Integration von E- Learn- ing-Elementen sollen speziell die Einführungslehrveranstaltungen der Bachelorstudien entlastet werden. MUSSS wird in zwei Formaten angeboten, als kostenpflichtige MUSSS-Kurse mit tutorieller Betreuung und (verpflichtenden) Präsenzphasen sowie als MUSSS Open Content, bei dem alle Kursinhalte mit digitalen Medien angeboten werden und keine Präsenzphasen vorgesehen sind. Der Schwerpunkt dabei liegt auf der Verwen- dung von Vorlesungsaufzeichnungen, audiokommentierte Folien, Wikis, aber auch Test- klausuren. Bei den kostenpflichtigen MUSSS- Lehrveranstaltungen erfolgt die Online- Betreuung über Videokonferenzen oder in Foren, des weiteren wird in den Sprachlehr- veranstaltungen ein Sprachlernprogramm verwendet. Abgerechnet werden die kosten- pflichtigen Lehrveranstaltungen mit 12,- € je ECTS; für die Buchung und Zahlung wur- de ein Online-Shop eingerichtet, über den auch Studienmaterialien wie Lehrbücher und 188 Elisabeth Katzlinger und Johann Höller Skripten bezogen werden können. Das Medienkonzept sieht unterschiedlichste E-Learning Komponenten vor. Je nach Fachbereich und Lehrveranstaltungstyp kommen dabei verschiedenste Medien, Werk- zeuge und didaktische Konzepte zum Einsatz. So werden etwa Sprachen mittels Web- konferenztools, Sprachsoftware und Supervision vermittelt. Andere Kurse wiederum stellen einen Wiki mit den Lehrinhalten (z.B. mit Videos) sowohl offline auf einem USB-Stick als auch online zur Verfügung oder verwenden kommentierte Folien sowie zahlreiche Übungsbeispiele. Fragen der Studierenden werden von Tutoren im Forum beantwortet bzw. an die Lehrenden weiter geleitet. Eine weitere Neuerung in der Studienorganisation ergibt sich durch das Angebot von Sommerkursen in den Ferien, die über MUSSS angeboten werden. Dadurch kommt es einerseits zu einer Studienbeschleunigung und anderseits wird ein Aufbrechen der Se- mesterstrukturen erreicht. Diese wird auch dadurch aufgebrochen, dass die einzelnen Lehrveranstaltungen bzw. Module im Halbsemestertakt geblockt angeboten werden. Dies führt zu einer sehr intensiven Beschäftigung mit einem Fachbereich. Die Studieren- den belegen zwei bzw. drei Module zu je sechs ECTS, die zur Mitte des Semesters abge- schlossen werden. In der zweiten Semesterhälfte werden weitere Module belegt. Wo es didaktisch sinnvoll ist, werden die Module weiterhin semesterweise angeboten, wie beispielsweise in den Sprachen. Für die Universitätsorganisation wird durch die Verringerung der Präsenzzeiten bzw. durch das alternative Angebot in den Außenstellen die prekäre räumliche Situation an der Universität, wie beispielsweise die Verfügbarkeit großer Hörsäle oder die Parkplat- zengpässe, entschärft. Im Studienjahr 2013/14 wurden in MUSSS je Semester 57 bzw. 52 Lehrveranstaltungen angeboten, im Studienjahr 2014/15 stieg das Angebot auf 58 bzw. 69 Lehrveranstaltun- gen (siehe Tabelle 1). Ungefähr zwei Drittel fallen auf das kostenfreie Angebot ohne verpflichtende Präsenz. 2600 bzw. 1745 Studierende belegten 2013/14 zumindest eine Lehrveranstaltung in MUSSS; 2014/15 sind es bereits 3100, wobei die Anmeldung zu den Sommerkursen noch nicht abgeschlossen ist. Die Anzahl der Studierenden je Lehr- veranstaltung schwankt stark nach Fach und Verpflichtung im Curriculum, im WS 2014/15 lag bei MUSSS OC Kursen die Belegung zwischen 10 und 500, bei MUSSS Kursen zwischen 7 und 100 Studierenden je Lehrveranstaltung. 540 Studierende buchten zumindest einen kostenpflichtigen Kurs. Die Anzahl der gebuchten Kurse je Studieren- den schwankt ebenfalls sehr stark, von nur einem Kurs bis elf Kurse je Semester. Erweiterung des Lernraumes: Regionalisierung des Lernangebotes als Beitrag zum Life-Long-Learning 189 WS 13 SS 14 WS 14 SS 15 Anzahl LVA 57 52 58 69 Kostenpflichtige LVA 19 17 16 26 Regionale LVA 4 6 4 8 Belegung 5998 3560 6248 6696 Studierende 2608 1745 3102 3100 ø Belegung 105,23 68,46 107,72 97,0 Tabelle 1: Übersicht MUSSS und MUSSS OC-Angebot Studienjahr 2013/14, 2014/15 3 Regionalisierung Um die Zielgruppe der dislozierten Studierenden besser zu erreichen, wurde bereits bei der Konzeption von MUSSS die teilweise Regionalisierung des Studienangebotes über- legt und nach der Pilotphase realisiert. Für die Regionalisierung konnten zwei Standorte, 75 km (Gmunden) bzw. 120 km (Rottenmann) von der Universität entfernt, etabliert werden. In Gmunden erfolgt die Kooperation über die Stadtgemeinde bzw. eine höhere Schule, die die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Der zweite Standort in Rottenmann ist ein Studienzentrum, das auch von der Universität Graz bzw. von der Fernuniversität Hagen verwendet wird. Die Außenstandorte stellen Infrastruktur in Form von Räumlich- keiten wie Seminarräume oder PC-Labors sowie administratives Personal (auch für Prüfungsaufsichten) zur Verfügung. In der Konzeptphase wurden noch weitere Standorte im Umkreis von 100 km bis 150 km angedacht, die aber zurzeit nicht weiter verfolgt werden. Wie die Erfahrungen mit den beiden Standorten gezeigt haben, stellt die Etablierung der Außenstandorte vor allem eine organisatorische Herausforderung für alle beteiligten Seiten dar. 3.1 Präsenzlehre In den Außenstandorten werden Präsenztermine zu ausgewählten Lehrveranstaltungen im Rahmen des Blended Learning Konzeptes angeboten. Diese Lehrveranstaltungen finden meist parallel zum Lehrveranstaltungsangebot in Linz statt. Das Angebot gilt vor allem für Lehrveranstaltungen mit intensiven Präsenzphasen wie beispielsweise Spra- chen, wissenschaftliches Arbeiten oder Gender Studies. Des weiteren werden einzelne Lehrveranstaltungen abgehalten, bei denen auf Grund der Teilnehmerzahlen Parallelver- anstaltungen angeboten werden und die verpflichtende Präsenzphasen vorsehen. Das Fach Informationsverarbeitung bietet die Präsenztermine in den Außenstandorten an, um den Studierenden die für MUSSS nötigen IT-Kompetenzen zu vermitteln. Im 190 Elisabeth Katzlinger und Johann Höller Rahmen dieser Lehrveranstaltung arbeiten die Studierenden von Beginn an in Zweier- bzw. Vierergruppen zusammen. Insbesondere für Studierende, die nicht so viel Zeit an der Universität verbringen, ist es wichtig, die Zusammenarbeit in Lerngruppen zu för- dern, um sozialer Isolation [Dö03, S. 411ff] vorzubeugen. Studierende finden sich etwa in Lerntandems zusammen und unterstützen sich gegenseitig beim Wissenserwerb. So wird versucht, einem Studienabbruch entgegenzuwirken. Im Rahmen der Einführungs- veranstaltung, bei der die verschiedenen Module vorgestellt werden, lernen sich die Studierenden kennen und ein Gruppengefühl entsteht. 3.2 Abhaltung von Prüfungen An den beiden Außenstandorten können die Studierenden von allen MUSSS- und MUSSS OC-Lehrveranstaltungen die Prüfungen ablegen, auch wenn keine Präsenzpha- sen vor Ort abgehalten wurden, dies gilt auch für alle nicht kostenpflichtigen Lehrveran- staltungen. Voraussetzung dafür ist, dass sich zumindest drei Studierende zur jeweiligen Prüfung anmelden. Die Anmeldung Studierenden in den Außenstandorten erfolgt geson- dert zu der Prüfungsanmeldung an der Universität. Die Prüfungen finden zeit- und prü- fungsgleich mit den Prüfungen an der Universität statt. Im Studienzentrum nimmt eine Gruppe von ungefähr 20 Studierenden an zumindest einer Prüfung im Semester am Au- ßenstandort teil. Für die elektronischen Prüfungen wurde im Studienzentrum ein PC-Labor mit der glei- chen Ausstattung wie der elektronische Prüfungsraum in Linz eingerichtet. Es werden PCs mit Tastatur und integriertem Chipkartenleser verwendet, damit die Prüfungen elektronisch signiert werden können. [Ka15] Rechner des PC-Labors an der Schule wur- den mit ähnlicher Hardware ausgestattet. Bei anderen schriftlichen Prüfungen werden die Prüfungsangaben an die Außenstelle weiter geleitet. Die Prüfungen finden dann in den Außenstellen unter Aufsicht der Mit- arbeiterinnen vor Ort statt. Die Prüfungsaufsicht wurde in die Prüfungsregelungen einge- führt. Für eventuelle fachliche Rückfragen stehen die Prüfer telefonisch in Kontakt. 4 Erfahrungen Im Wintersemester 2009 wurde die erste Lehrveranstaltung in einem der Außenstandorte abgehalten, es handelte sich dabei um Informationsverarbeitung I. In dieser Lehrveran- staltung wurde neben den fachlichen Inhalten auch Wert auf die Vermittlung von Medi- enkompetenz gelegt, um die Studierenden auf das Format MUSSS mit einem hohen Anteil an mediengestützten Online-Inhalten vorzubereiten. Auf Grund der guten Erfah- rungen mit dieser Lehrveranstaltung als Einstieg für MUSSS-Studierende wird sie jeden Sommer angeboten. Die Lehrveranstaltungen in den Regionen werden im Sommer aber auch von Studierenden, die während des Semesters in studieren, gebucht. Erweiterung des Lernraumes: Regionalisierung des Lernangebotes als Beitrag zum Life-Long-Learning 191 4.1 Lerngruppen Die Institutionalisierung von Lerngruppen an den jeweiligen Standorten war einer der Eckpfeiler bei der Etablierung der Regionalisierung. Dies wurde von den Studierenden nur teilweise angenommen. Aus der ersten Lehrveranstaltung heraus bildeten sich aber informelle Lerngruppen, die teilweise über den weiteren Studienverlauf Bestand gehabt haben. Die Lerngruppen sind für den Informationsaustausch über das Studium und der gegenseitigen Stärkung bei Höhen und Tiefen im Studienverlauf von Bedeutung. Im Außenstandort mit dem Studienzentrum ist vor Ort eine Ansprechperson verfügbar, die in administrativen und organisatorischen Dingen Auskunft geben kann. Dadurch wird auch eine Koordinationsfunktion ausgefüllt, die am anderen Standort eher die in- formellen Lerngruppen übernehmen. Es hat sich gezeigt, dass eine Ansprechperson vor Ort ein Erfolgsfaktor für die nachhaltige Etablierung eines Standortes ist. Das Vorhan- den sein der Infrastruktur allein sichert nicht den Erfolg eines Standortes. 4.2 Studienabbruch Wie Schätzungen der Fernuniversität Hagen zeigen, findet man in den Fernstudien eine extrem hohe Studienabbruchrate, so schätzt die Fernuni Hagen ihre Abbruchquote auf 70% [No10]. Als Grund für die hohe Dropout-Quote wird die Anonymität im Fernstudi- um genannt. Dem wird mit der Institutionalisierung der Lerngruppen entgegengewirkt. In der Arbeit von Hummer [Hu14] wird ersichtlich, dass die wichtigsten Gründe für den Studienabbruch berufliche Neuorientierung, Unvereinbarkeit von Studium und Beruf und familiäre Gründe sowie die falsche Studienrichtung sind. Bezüglich der Studien- wahlentscheidung bietet das Angebot in den Regionen die Möglichkeit, beispielsweise im Vorfeld eine Fachrichtung genauer kennen zu lernen. In der von Hummer [Hu14] durchgeführten Befragung bei den Studienabbrechern, die ein MUSSS-Angebot in Anspruch genommen haben, zeigt sich, dass die Studierenden mit dem Angebot zufrieden waren, andere Gründe aber für den Abbruch entscheidend waren. 5 Fazit Die Kooperation mit den beiden Außenstandorten hat sich auf Grund von regionalen Interessen angebahnt. In beiden Fällen gab es ein starkes Interesse von den regionalpoli- tisch Verantwortlichen universitäre Institutionen in die Region zu bringen, weil eine Erhöhung des Qualifikationsniveaus eine Region für Investoren interessanter macht. Die regionale Verankerung ist eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Etablierung von Studienstandorten außerhalb der Universität. 192 Elisabeth Katzlinger und Johann Höller Für die Bevölkerung einer Region ist das Bildungsangebot ein Faktor für die Lebensqua- lität. Das Angebot in den Regionen richtet sich in erster Linie an berufstätige Studieren- de oder Studierende mit Betreuungsaufgaben, die nicht so einfach eine Region verlassen können. Studierende, die unmittelbar nach der Schule mit einem Studium beginnen, ziehen den Ortswechsel in eine Universitätsstadt vor. Für die berufstätigen Studierenden stellt ein Universitätsstudium neben dem Beruf eine besondere Herausforderung dar. Im Rahmen von MUSSS sind die Präsenzzeiten zwar eingeschränkt, die Erarbeitung der Lerninhalte fällt in das Selbststudium. Hier können Zeit und Ort selbst gewählt werden, weniger zeitintensiv ist das Studium allerdings nicht. So zeigt sich, dass ein hohes Maß an Selbstdisziplin notwendig ist, um ein Studi- um in diesem Format zu beenden. Um einen Außenstandort sinnvoll betreiben zu können, ist eine „kritische Masse“ an Studierenden erforderlich. Auf der einen Seite ist dies notwendig, um Präsenzphasen und Prüfungen mit einer sinnvollen Anzahl von Studierenden abhalten zu können. Auf der anderen Seite profitieren die Studierenden von formellen und informellen Lerngruppen. Da die Zahl jener, die ihr Studium nicht abschließen (können) relativ hoch ist, ist es von Vorteil, wenn sich zu Studienbeginn eine größere Gruppe bildet. Um eine entsprechende kritische Masse zu bilden, sind regionale Werbemaßnahmen und regionale Verankerung notwendig. Dazu zählt auch die mittelfristige institutionelle Ver- ankerung des Standortes. Die Studierenden werden über Diskussionen über den Standort sehr verunsichert. Von Seiten der Universität bedeuten die Außenstandorte organisatorische und studien- rechtliche Herausforderungen, die vor allem bei der Etablierung eines Standortes ein angepasstes Prozedere verlangen. Probleme ergeben sich unter anderem daraus, dass sich einige Rechte aus dem Dienstverhältnis zur Universität ableiten wie beispielsweise der Zugang zu den administrativen Systemen oder der Lernplattform. Literaturverzeichnis [Dö03] Döring, N.: Sozialpsychologie im Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommuni- kationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen, 2003. [Hu14] Hummer, E.: Studienabbruch unter besonderer Betrachtung der MUSSS-Variante im Vergleich mit dem Präsenzstudium. Analyse der Studienabbruchgründe, der Motive, der Zufriedenheit mit dem Angebot, der Persönlichkeitsmerkmale der Studierenden. Linz 2014. [Ka14] Katzlinger, E.: MuSSS – Multimedia Studien Service SoWi als Beitrag zur Verein- barkeit von Studium und Berufstätigkeit. In: WISO Sonderheft 2014, 144 – 153. [Ka15] Katzlinger, E.; Höller, J.: Verwendung der Bürgerkarte (Digitale Signatur) für E- Assessment. Vortrag GML2 2015 Grundfragen Multimedialen Lehrens und Lernens: Erweiterung des Lernraumes: Regionalisierung des Lernangebotes als Beitrag zum Life-Long-Learning 193 E-Examinations: Chances and Challenges,19./20. März 2015. [Mö02] Mörth, I.; Watzinger, M.; Brunner, M.; Blumberger, W.: Inskriptionsverhalten, Stu- diensituation und Studienerfahrungen an der JKU Linz, 2002, http://soziologie.soz.uni- linz.ac.at/sozthe/staff/moerthpub/Inskriptionsverhalten.pdf, Stand: 08. 05. 2015 [No10] Nolte, J.: Zeit Online. http://www.zeit.de/2010/52/C-Fernuni [Un12] Unger, M.; Dünser, L.; Fessler, A.; Grabner, A.; Hartl, J.; Laimer, A.; Thaler, B.; Wejwar, P.; Zaussinger, S.: IHS - Studierenden-Sozialerhebung 2011. Bericht zur so- zialen Lage der Studierenden. Band 2: Studierende, Wien 2012. [Un07] Unger, M.; Wroblewski, A. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Projektbericht. 2007. [We06] Weber, I.; Weber, S.: Auf der Suche nach dem katholischen Arbeitermädchen auf dem Land. Eine empirische Studie zu den Bildungsentscheidungen im Vergleich Stadt- Land, Norderstedt 2006.