=Paper= {{Paper |id=Vol-1458/F15_CRC38_Sandkuhl |storemode=property |title=Konzeption und Realisierung eines Portals für nicht-traditionelle Studienformate einer Universität |pdfUrl=https://ceur-ws.org/Vol-1458/F15_CRC38_Sandkuhl.pdf |volume=Vol-1458 |dblpUrl=https://dblp.org/rec/conf/lwa/SandkuhlSBT15 }} ==Konzeption und Realisierung eines Portals für nicht-traditionelle Studienformate einer Universität== https://ceur-ws.org/Vol-1458/F15_CRC38_Sandkuhl.pdf
     Konzeption und Realisierung eines Portals für nicht-
       traditionelle Studienformate einer Universität1
              Kurt Sandkuhl, Dirk Stamer, Ulrike Borchardt, Felix Timm


         Universität Rostock, Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, 18051 Rostock

       {kurt.sandkuhl, dirk.stamer, ulrike.borchardt, felix.timm}@uni-rostock.de



      Abstract: Die in diesem Aufsatz dargestellten Arbeiten entstanden im Projekt
      KOSMOS, das sich zum Ziel gesetzt, ein Konzept für das Lebenslange Lernen zu
      implementieren, in dessen Rahmen traditionellen und nicht-traditionellen
      Zielgruppen maßgeschneiderte Studienmöglichkeiten auf universitärem Niveau
      angeboten werden. Neue Studienformate ermöglichen die Aufnahme eines
      Studiums in allen Lebensphasen. Der Aufsatz konzentriert sich im Umfeld von
      KOSMOS auf die Frage, wie eine geeignete IT-Unterstützung für neue
      Zielgruppen und Studienformate aussehen muss. Die zentrale Idee ist ein kontext-
      orientiertes informationstechnisches Portal für das e-Learning. Das Ergebnis ist das
      „MeinKOSMOS“ Portal mit einer individualisierten und bedarfsgerechten
      Informationsversorgung für die Lernenden. Der Beitrag beschreibt das Konzept für
      das Portal und Erfahrungen aus dessen Realisierung. Ein wichtiger Bestandteil ist
      dabei ein Leitfaden zur Bewertung, ob MeinKOSMOS für ein Studienformat
      geeignet ist bzw. wie das Portal dafür anzupassen ist.



1 Einführung
Pflegepersonal, Landschaftsarchitekten, Mediziner und Psychologen in einem
gemeinsamen Studiengang? Kindergärtner, Lehrer und Sonderpädagogen mit
gemeinsamem Studieninteresse? – Diese Situationen sind für traditionelle Studiengänge
an Universitäten eher ungewöhnlich, gehören aber zum Alltag der neu entwickelten
Studienformate im Projekt KOSMOS (s. Abschnitt 2.1). KOSMOS hat die Öffnung der
Universität für nicht-traditionelle Zielgruppen zum Ziel, wobei nicht nur neue
Studienformate, wie „Gartentherapie“ und „Hochbegabtenpädagogik“, Gegenstand der
Arbeiten sind, sondern auch eine geeignete informationstechnische Unterstützung des
Lehr- und Lernprozesses. Dieser Beitrag konzentriert sich im Umfeld von KOSMOS auf
die Frage, wie eine geeignete IT-Unterstützung für neue Zielgruppen und


Copyright © 2015 by the paper’s authors. Copying permitted only for private and
academic purposes. In: R. Bergmann, S. Görg, G. Müller (Eds.): Proceedings of the
LWA 2015 Workshops: KDML, FGWM, IR, and FGDB. Trier, Germany, 7.-9. October
2015, published at http://ceur-ws.org




                                              316
Studienformate aussehen muss. Die zentrale Idee ist ein kontext-orientiertes
informationstechnisches Portal für das e-Learning. Das Ergebnis ist das
„MeinKOSMOS“ Portal mit einer individualisierten und bedarfsgerechten
Informationsversorgung für die Lernenden. Der Beitrag beschreibt das Konzept für das
Portal und Erfahrungen aus dessen Realisierung. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei ein
Leitfaden zur Bewertung, ob MeinKOSMOS für ein Studienformat geeignet ist bzw. wie
das Portal dafür anzupassen ist.

Ein zentraler Aspekt im Rahmen der Portalentwicklung war dabei die Kontext-
Orientierung, d.h. die Erprobung und Bewertung kontext-basierter Lernsysteme und
Lehrinhalte für die universitäre Weiterbildung. Viele Untersuchungen aus dem
Wissensmanagement und der Informationslogistik weisen darauf hin, dass das Verstehen
und die Unterstützung des Nutzerkontextes einen signifikanten Einfluss auf die
Akzeptanz und die vom Nutzer empfundene Qualität von IT-Systemen und Inhalten
haben. Der Nutzerkontext umfasst in diesem Zusammenhang nicht nur die aktuelle Rolle
oder Aufgabe eines Nutzers, sondern auch dessen Ausbildungshintergrund, Erfahrungen
und persönliche Präferenzen. Die damit verbundenen Forschungsfragen sind:
   Wie muss die Konzeptualisierung des Nutzerkontextes gestaltet werden, um eine
    Kontexterkennung und Kontextanpassung in Lernsystemen und von Lerninhalten
    vornehmen zu können?
   Wie lässt sich die Einführung von kontext-basierten Lernsystemen und Lehrinhalten
    so gestalten, dass dies als Leitfaden und Entscheidungshilfe für dessen Einsatz
    verwendet werden kann?
Aus methodischer Sicht war bei den oben genannten Forschungsfragen der Ansatz der
konstruktionsorientierten Forschung (Design Science [22]) von hoher Bedeutung. Ein
großer Teil der Forschung in KOSMOS war darauf gerichtet, mit dem Lehr- und
Lernportal „MeinKOSMOS“ eine innovative Lösung und ein korrespondierendes
Handlungssystem im Bereich e-Learning zu entwerfen und zu erproben. Darin spiegelt
sich ein konstruktionsorientierter Forschungsansatz (vgl. [21]) wider, wie er besonders in
der Wirtschaftsinformatik weit verbreitet ist. IT-Systeme werden dabei nicht nur bzgl.
ihrer technischen Eigenschaften betrachtet, sondern dezidiert als Mittel zur Erreichung
organisatorischer Zielsetzungen verstanden. Dies zeigte sich darin, dass die Forschung
auf die Entwicklung einer innovativen Lehr- und Lernumgebung sowie die Gestaltung
entsprechender organisatorischer Kontexte ausgerichtet war: der Software-Prototyp des
Portals „MeinKOSMOS“ wurde für neue Formen der individuellen Nutzung des Portals
durch Lernende sowie im Kontext der Abläufe des Lernens in neuen Studienformaten
entworfen.
Während konstruktionsorientierte Forschung den Gesamtansatz der Forschung darstellt,
wurde bei der Durchführung der Forschungsarbeiten eine Vielzahl von Einzelmethoden
eingesetzt, die sich in drei miteinander integrierte Forschungszyklen einordnen lassen:

   Der Relevanzzyklus verankert die Entwurfsentscheidungen und Merkmale des
    konstruierten IT-Systems in Anforderungen des betreffenden Handlungskontextes
    bzw. evaluiert die entwickelten Forschungsresultate in diesem Kontext. Dies




                                           317
       erfolgte im Wesentlichen auf Grundlage von Interviews und Fallstudien (siehe, z.B.
       [23])

      Der Rigorositätszyklus setzt die Forschungsresultate in Verbindung zum Stand des
       Wissens im jeweiligen Fachgebiet, was über Literaturanalysen in KOSMOS und
       über Publikationen auf Tagungen erfolgte (siehe [24], [25], [26] und [27])

      Der Entwurfs-/Evaluationszyklus dient der eigentlichen Konstruktion des
       innovativen Artefakts auf Grundlage der Ergebnisse aus dem Relevanzzyklus und
       unter Berücksichtigung der Resultate des Rigorositätszyklus. Hier wechselten sich
       hier Entwurf- und Validierungsschritte ab, was zu mehreren Portalversionen führte.

Die weitere Gliederung des Papiers ist wie folgt: Kapitel 2 enthält Hintergrund-
informationen zum Projektkontext, zu Lehr- und Lernsystemen und zu Portalen. Kapitel
3 stellt anschließend das Grundkonzept des kontext-basierten Portals „MeinKOSMOS“
vor, was die dort enthaltenen grundlegenden Funktionalitäten einschließt. Das Kapitel 4
benennt Erfahrungen hinsichtlich der genutzten Technologien und beschreibt den
entwickelten Leitfaden zum Portaleinsatz. Kapitel 5 fasst die wesentlichen Ergebnisse
zusammen und gibt einen Ausblick auf weiterführende Entwicklungen.


2 Hintergrund
Dieser Abschnitt fasst Hintergrundinformation zu den in diesem Papier präsentierten
Arbeiten zusammen. Dazu gehört das Projekt, in dem die Ergebnisse entstanden sind
(2.1), das Gebiet der Lehr- und Lernsysteme (2.2) und IT-gestützte Portale (2.3)


2.1 Projektkontext: KOSMOS

Die in diesem Aufsatz dargestellten Arbeiten entstanden im Projekt „Konstruktion und
Organisation eines Studiums in offenen Systemen (KOSMOS2)“, das mit Mitteln des
BMBF und der EU an der Universität Rostock gefördert wurde. Die Universität Rostock
hat sich zum Ziel gesetzt, ein Konzept für das Lebenslange Lernen (LLL) zu
implementieren, in dessen Rahmen traditionellen und nicht-traditionellen Zielgruppen
maßgeschneiderte Studienmöglichkeiten auf universitärem Niveau angeboten werden.
Neue Studienformate ermöglichen die Aufnahme eines Studiums in allen Lebensphasen.
Sie bieten Anschlussmöglichkeiten an Ausbildung und Berufstätigkeit. Die Integration
des Lebenslangen Lernens ist ohne Reorganisation der Institution Universität nicht zu
leisten. Dementsprechend ist die Organisationsentwicklung ein Teil des Projekts und mit
dem Ziel verbunden, inhaltliche, strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen
für Lebenslanges Lernen zu implementieren.

Die Umsetzung der oben genannten Ziele erfordert nicht nur neue Studienmodelle und
Studienformate, sondern muss auch die technischen und organisatorischen

2
    http://www.kosmos.uni-rostock.de/




                                            318
Voraussetzungen und Hilfsmittel berücksichtigen, die für die Lernenden und Lehrenden
zur Verfügung stehen. Im Rahmen von KOSMOS konzentriert sich daher ein
Arbeitspaket speziell auf die „mediale Infrastruktur“, da neue Zielgruppen,
Studienformate und Lernkulturen auch neue Anforderungen an die unterstützenden IT-
Systeme (z.B. sogenannte Learning Management Systeme oder auch Lernsysteme) und
die relevanten Inhalte bedeuten können. Dieses Papier präsentiert Ergebnisse dieses
Arbeitspakets.


2.2 Lehr- und Lernsysteme

Die heute verfügbaren technischen, didaktischen und organisatorischen Möglichkeiten
erlauben die Bereitstellung von Lernsystemen für lebensbegleitendes Lernen mit örtlich
und zeitlich flexiblen Dimensionen. Hierbei kann bereits auf eine Vielzahl von
existierenden Diensten sowie etablierten und offenen Standards in einer modernen
Umgebung für mediengestütztes Lernen zurückgegriffen werden. Die Integration dieser
Dienste unter einer einheitlichen Oberfläche, wie Lehr-Lern-Management-Systeme [5]
(z. B. Ilias, Stud.IP, Moodle, Sakai, OLAT, Clix etc.), stellt die Infrastruktur für darauf
aufsetzende E-Learning-Angebote dar. Neuartige Lernszenarien [4], in denen sich
Präsenzphasen mit Onlinephasen abwechseln (z. B. Aufzeichnungssysteme wie
Lecturnity, Opencast Matterhorn u. ä. oder Kommunikations- und Kooperations-
werkzeuge wie Adobe Connect, Open Meeting u.ä.), bis zu einer komplett über das Netz
angebotenen Lehrveranstaltung, an der Lehrende und Lernende interaktiv teilnehmen,
durchdringen mehr und mehr den Lehr- und Lernalltag an Hochschulen. Hohe
Zuverlässigkeit und Performance der technischen Infrastruktur unterstützen ferner die
Benutzerfreundlichkeit der online-basierten Lehre und begünstigen ihre Durchdringung
im universitären Alltag. Trotzdem sind Systeme, die alle Prozessschritte integrieren und
auf den Kontext des jeweiligen Lernenden oder Lehrenden anpassen, nicht vorhanden.

Die Suche nach qualitativ neuen Formen eines wissenschaftlichen Weiterbildungs-
betriebs unter Nutzung des genuinen Potentials digitaler Techniken ist seit einigen
Jahren Gegenstand der Forschung. Eines dieser Anzeichen war bereits 2003 die
Publikation des so genannten Atkins-Report der US-amerikanischen National Science
Foundation (NSF) [6] mit der für den USA-Kontext formulierten Vision einer Cyber-
Infrastructure als Grundlage für einen unter neuen technischen Bedingungen in weiten
Bereichen neu formierten Wissenschaftsbetrieb postulieren. Eine Reihe von
Neuentwicklungen und unterschiedlichen Folgeinitiativen (z. B. e-science in
Großbritannien oder d-grid in Deutschland) wurden durch eine massive Investition in
wissenschaftsrelevante Middleware und Infrastruktur für eine konsequente
Digitalisierung wissenschaftlicher Kernprozesse erreicht. Diese Stimulierung ist auch für
den Bereich Weiterbildung erforderlich.


2.3 Portale

Informationstechnische Portale bündeln im Allgemeinen den Zugang zu
unterschiedlichen Anwendungen und Informationsquellen unter einer Oberfläche [17],
die auf den aktuellen Benutzer ausgerichtet ist und vor ihr/ihm verbirgt, dass




                                           319
verschiedene Anwendungen dahinter liegen [16]. Portale sind eine in der Unternehmens-
IT und speziell dem Wissensmanagement eingesetzte Technologie [3]. Maßgeblich für
die Nutzung vom Portalen im universitären Kontext ist der Gedanke eines Portals als
„Single Point of Entry“ [1] für alle Anwendungen, die in der Universität in der
Weiterbildung online genutzt werden bzw. diese unterstützen können.

Eine Marktanalyse von Portalen und Portalplattformen [9] zeigte eine weite Verbreitung
von Liferay3. Kennzeichnend für Liferay ist die Arbeit auf Basis des Model-View-
Controller Prinzips, welches es erlaubt, die Darstellung der Inhalte von der
verarbeitenden Logik zu trennen. So ist es möglich, die verarbeitende Logik in
Softwaremodulen zu erstellen und sie dem Nutzer aggregiert ohne Brüche mit
bestehenden Funktionalitäten darzustellen. Erweiterungen können in Liferay auf zwei
Arten eingebunden werden. Zum einen gibt es die einfache Einbindung ohne weitere
Anpassung als zusätzliche Seiten. Die zweite Variante, die zwar technisch aufwendiger
ist, aber die angepasste Darstellung an den Nutzer erst ermöglicht, ist die Arbeit über
Portlets. Diese ermöglichen u.a. den Datenaustausch mit anderen Anwendungen.


3 Kontext-basiertes Portal für das lebenslange Lernen

3.1 Grundkonzept

Vor dem Hintergrund des KOSMOS Projekts (s. 2.1), das neue Zielgruppen und
Studienformate im Rahmen der universitären Ausbildung erschließen soll, wurde
hinsichtlich der einzusetzende Lehr- und Lernsysteme eine stärkere Individualisierung
auf den einzelnen Lernenden und seinen/ihren aktuellen Kontext untersucht. Der
„Kontext“ fasst in diesem Zusammenhang alle Informationen zusammen, die die
Situation des Lernenden beschreiben und dadurch bei der Individualisierung
berücksichtigt werden sollten. Der Fokus auf eine stärkere Individualisierung erfolgt vor
folgendem Hintergrund:

      Lernen ist ein Prozess, den jede Person selbst in ihre individuellen Abläufe und
       Hintergründe verankern muss. Das Lernen geschieht in unterschiedlichen
       Geschwindigkeiten, mit unterschiedlichen Assoziationen und mit unterschiedlichen
       Vorerfahrungen.

      Die spezifischen Lehr-Lern-Verfahren in einzelnen universitären Disziplinen
       (Ingenieur-, Sozial-, Geistes-, Naturwissenschaften etc.) unterscheiden sich in
       hohem Maße. Daher kann von einer Kultur der Disziplinen gesprochen werden, die
       bei Lehr-Lern-Prozessen der Weiterbildung eine Berücksichtigung finden müssen.

      Die Lernenden in den neuen Studienformaten im KOSMOS Projekt unterscheiden
       sich in ihrem Alter, ihrem Hintergrundwissen, ihren Lernzielen, ihrer
       Zeitverfügbarkeit, ihrem Geschlecht usw.. Diese fordern eine viel stärkere

3
    Siehe http://www.liferay.com




                                           320
    Individualisierung des Lernens, des Lehrangebots und der Lehr-Lern-Organisation
    im Vergleich zum universitären Alltag.

Untersuchungen aus dem Wissensmanagement und der Informationslogistik [18] weisen
darauf hin, dass das Verstehen und die Unterstützung des Nutzerkontextes einen
signifikanten Einfluss auf die Akzeptanz und die vom Nutzer empfundene Qualität von
Lernsystemen und Lehrinhalten haben. Der Nutzerkontext umfasst in diesem
Zusammenhang nicht nur die aktuelle Rolle oder Aufgabe eines Nutzers, sondern auch
Ausbildungshintergrund, Erfahrungen und persönliche Präferenzen. Ziel ist es dabei, die
Lernenden mit ihren unterschiedlichen Vorkenntnissen im Lernprozess individualisierter
zu begleiten und weitere elektronische Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten.


3.2 Aktuelle Realisierung

Die Ausgestaltung der technischen Realisierung umfasst aktuell zwei wesentliche
Aspekte: zum einen liegt der Fokus auf der bedarfsgerechten individuellen Informations-
versorgung des Lernenden während der unterschiedlichen Lernphasen und zum anderen
auf der individuellen Anpassbarkeit der Lernumgebung durch den Lernenden.

Individuelle Informationsversorgung
Für die Teilnehmer essentiell ist der Zugang zu den Materialien aus unterschiedlichen
Plattformen, die während des Lernprozesses genutzt werden sollen unter einem einzigen
Zugang, um den Zugriffsprozess zu verkürzen. Der erste Schritt war hier die Nutzung
der Single Sign On Funktionalität des Liferay Portals über den LDAP Dienst der
Universität, da dies die Barriere der Mehrfachanmeldung an verschiedenen Diensten
umgeht und eine automatische Einbindung verschiedener Inhalte ermöglicht. In einem
zweiten Schritt wurde eine Softwarekomponente geschaffen, die individuelle
Nutzerprofile der Lernenden ermöglicht und Inhalte und Funktionalität auf die Profile
anpassen kann. Das Nutzerprofil umfasste zunächst nur den Studiengang/
Zertifikatskurs, die aktuell besuchten Lehrveranstaltungen, eine evtl. Zugehörigkeit zu
Arbeitsgruppen und individuelle Vorlieben des Lernenden. Entsprechend des Profils
werden dann Inhalte bei der Suche bzw. in den Lehr- und Lernsystemen gefiltert bzw.
priorisiert. Durch Änderungen im Nutzerprofil kann das Portal hinsichtlich Inhalte und
Oberfläche auf den Nutzerbedarf angepasst werden.

Auf Grundlage des Nutzerprofils erfolgte im dritten Schritt einerseits die Einbindung der
aktuell in der Universität genutzten Lehr- und Lernsysteme, Stud.IP und ILIAS, sowie
die Integration eines Suchagenten für die Meta-Suche. Das Grundkonzept bei der Meta-
Suche ist es, die wichtigsten Informationsquellen für jedes Studienformat zu definieren
und Suchanfragen der Lernenden auf genau diese Informationsquellen zu fokussieren,
ohne dass der Lernende diese Vorauswahl selbst vornehmen muss. Informationsquellen
sind dabei zum einen die für das Studienformat einschlägigen Literaturdatenbanken oder
Suchsysteme der Universitätsbibliothek und zum anderen Informationssysteme und –
dienste im Internet. Ziel der Einbindung einer solchen Suchmaschine ist es den
Teilnehmern gebündelt das Suchen in fachrelevanten Kanälen zu ermöglichen, auch
wenn ihnen diese vorher nicht bekannt sind. Hierbei kann wiederum der
wissenschaftliche Fokus der Weiterbildung an der Universität unterstützt werden bei




                                          321
gleichzeitiger Rücksichtnahme auf die Gewohnheiten und Nutzungsmuster der
Teilnehmer. Als Suchagent wurde „Wegtam“4 vom gleichnamigen Unternehmen
ausgewählt. Die Integration von Wegtam in das Portal umfasst die Vereinbarung eines
einfachen Protokolls zur Übergabe von Profilinformation und Suchanfrage an den
Suchagenten und die Rückgabe von Suchergebnissen an das Portal.

Unterstützung kollaborativen Lernens
Neben den reinen Selbstlernphasen soll das Portal auch die Gruppenarbeit [12] stärker in
den Fokus rücken, da diese auch von den Teilnehmern als besonders wertvoll an einer
Weiterbildung erachtet wird [7] [13]. Dazu soll es möglich sein, durch das Profil die
Zugehörigkeit zu Gruppen zu erkennen (Arbeitsgruppen, Studienprogramm) und für
diese Gruppen entsprechende Arbeitsbereiche und Funktionalitäten zur Verfügung zu
stellen. Die Gruppenunterstützung soll während der wissenschaftlichen Weiterbildung
zur Netzwerkbildung zwischen den Teilnehmern beitragen. Die Unterstützung der
Gruppenarbeit umfasst Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Gruppe mit
asynchronen und synchronen Mechanismen. Aktuell sind sowohl Forum als auch
Chatraum im Portal vorhanden, eine Anpassung auf die Gruppenfunktionalität ist beim
Forum im Hinblick auf die Strangsichtbarkeit möglich. Ein synchroner Aspekt in der
Gruppenarbeit ist die Förderung der Awareness für weitere Gruppenmitglieder. Dies
bezieht sich primär auf die Möglichkeit zu sehen, dass andere Gruppenmitglieder online
sind und welchen Tätigkeiten sie ggf. nachgehen. Als konkrete Unterstützung neben dem
Chatraum wurde Skype in das Portal integriert. Neben den Kommunikationsmöglich-
keiten ist die Verwendung möglicher Kollaborationswerkzeuge zur Erstellung von
gemeinsamen Arbeitsdokumenten relevant. Hier wurde entschieden, eine Anbindung
von GoogleDrive bzw. GoogleDocs zu realisieren.

Kontakt während der Selbstlernphasen - Tutoring
Neben den Kontakten unter den Studierenden soll auch eine stärkere mediale
Unterstützung im durch die Universität geleiteten Lernprozess stattfinden. Dazu gehört
der Einsatz aller zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle als Kontaktmöglich-
keit zu fachlichen Ansprechpartnern, d.h. die Nutzung von Chats, Foren und Skype. Das
Forum hat dabei den Vorteil, dass Fachfragen durch den Tutor nur einmal beantwortet
und für alle Lernenden sichtbar dokumentiert werden müssen. Des Weiteren kann so der
Kontakt zu Lehrenden gehalten werden, bei z.B. Rückfragen zu Einsendeaufgaben, die
ein fester Bestandteil vieler wissenschaftlicher Weiterbildungsangebote sind. Die
Realisierung ist hier in Form von Sprechstunden erfolgt, die über das Portal den Nutzer
bekanntgegeben werden und für die das Portal die Kommunikationskanäle bereitstellt.

Studienformat-spezifische Lerninhalte
Verschiedene Studienformate benötigen verschiedene Inhalte, entsprechend ist auch die
mediale Unterstützung unterschiedlich zu gestalten. Das Portal erlaubt die Integration
spezifischer Inhalte zum Studienformat über die Integration neuer Portlets oder das
Verlinken von Anwendungen oder Inhalten. Dies gilt zum Beispiel im Zusammenhang
mit der Nutzung von ILIAS. Hier ist die Möglichkeit der Einbindung von z.B. Java-


4
    http://www.wegtam.biz/




                                          322
basierten Einheiten oder Simulationsprogrammen begrenzt, was wiederum durch das
Portal ermöglicht werden kann.


4 Technische Erfahrungen und Leitfaden zum Portaleinsatz
Die Realisierung des Portals wurde zwar im Mai 2014 in einer ersten Version
abgeschlossen, musste aber wegen eines Upgrades der Liferay-Plattform in eine 2.
Version überführt werden, die im Oktober 2014 fertiggestellt wurde. Da die Stud.IP
Integration wegen fehlender Zuarbeiten externer Partner im Oktober 2014 noch nicht
abgeschlossen war, wurde die Entwicklung einer 3. Version begonnen, die Im Januar
2015 beendet wurde. Dieser Abschnitt stellt einen Teil der „lessons learned“ dar, die im
Laufe der Realisierung der drei Versionen gesammelt wurden. Dies beinhaltet zum einen
Erfahrungen mit den eingesetzten Technologien (4.1). Zum anderen wurde ein Leitfaden
zur Nutzung und Anpassung des Portals für Studienformate entwickelt (4.2), der aus der
Erfahrung entstanden ist, dass ein definierter Prozess zur Vorbereitung des
Portaleinsatzes in neuen Studienformaten hilfreich ist.


4.1 Technische Erfahrungen

Die Nutzung von Liferay als Portalplattform erwies sich insgesamt als sinnvolle
Entscheidung. Liferay verfügt über eine große Community von Entwicklern, die viele
Portlets über Open Source Foren zugänglich machen. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit
der Plattform und des Supports ist unsere Erfahrung, dass die kostenpflichtige Version
von Liferay deutliche Vorteile besitzt. Beim Versionswechsel von Liferay waren einige
der entwickelten Portlets nicht mehr funktionsfähig, was Anpassungsaufwand verur-
sachte. Dies sollte bei der Planung zukünftiger Portal-Projekte berücksichtigt werden.

Die Einbindung von GoogleDrive und GoogleDocs in das Portal erwies sich als zwar
funktional sinnvoll aber technisch aufwändig und problematisch. Konzeptionell war
zunächst die Frage zu klären, ob vorausgesetzt werden soll, dass die Lernenden einen
eigenen Google-Zugang besitzen bzw. sich selbst einrichten, oder ob ein Google-Konto
durch das Portal geschaffen und ggf. wieder gelöscht wird. Zur Klärung dieser Frage
wurde in einer Bachelorarbeit das Interface von Google zum Einrichten und
Konfigurieren von Nutzeraccounts evaluiert und die API getestet [15]. Es zeigte sich,
dass prinzipiell das Einrichten von Accounts machbar ist, aber das Löschen mit dem
Verlust von Daten verbunden ist. Daher wurde für das Portal entschieden, dass die
Lernenden selbst einen entsprechenden Account einrichten müssen. Auch die
GoogleDrive und GoogleDocs Anbindung an Liferay wurde in Form eine
Abschlussarbeit vorgenommen [11]. Das hier realisierte Portlet erwies sich aber im
Nachhinein sowohl als unbrauchbar als auch als unnötig. Durch eine Veränderung der
API und der Policy zur Nutzung der API war die initiale Version des Portlets schon nach
wenigen Monaten des Einsatzes nicht mehr funktionsfähig, weshalb es aktuell nicht
verwendet wird. Außerdem hatte ein anderes Entwicklerteam gleichzeitig dieselbe Idee
und stellte etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des MeinKOSMOS Portlets eine




                                          323
technologisch überlegene Lösung als Open Source Komponente bereit. Im Vergleich zur
Einbindung der Google Plattform verlief die Skype Integration problemlos.

Die LDAP und Stud.IP Integration in das Portal kosteten deutlich mehr Zeit als geplant.
Der wesentliche Grund hierfür lag nicht in unklaren Schnittstellen oder anderen
technischen Problemen, sondern in der mangelnden Verfügbarkeit der entsprechenden
Ansprechpartner und Kompetenzen innerhalb der Universität. Für zukünftige Projekte
empfehlen wir, frühzeitig die Einbindung der entsprechenden Organisationseinheiten
und ggf. auch die Finanzierung entsprechender Ressourcen in das Projekt einzuplanen.

Die Software-Komponente zur Verwaltung des Nutzerprofils [10] und Erfassung des
Kontextes wurde hinsichtlich ihrer Komplexität unterschätzt. Obwohl bereits
Erfahrungen im Bereich kontext-basierter Systeme in der Forschungsgruppe bestanden,
war vor allem die Kombination aus Informations-getriebenen und Handlungs-
getriebenen Kontextaktualisierungen eine Herausforderung. Informations-getrieben
bezieht sich hier auf die Fortschreibung des Informationsbedarfs eines Nutzers auf
Grundlage seiner Suchanfragen oder erstellten Inhalte. Hier ergibt sich eine ähnliche
Fragestellung wie bei Recommender-Systemen: welche Inhalte sind relevant für einen
Nutzer im Kontext seiner Aktivitäten? Handlungs-getriebene Aktualisierungen beziehen
sich auf das aktive „Dazuschalten“ bzw. „Abwählen“ von Portlets. Hier sind Regeln zu
definieren, unter welchen Bedingungen das Votum eines Nutzers „für“ oder „gegen“ ein
Portlet in der Startkonfiguration des Portals anzunehmen ist.


4.2 Leitfaden für den Portaleinsatz

Bei der Realisierung des Portals zeigte sich, dass einerseits gewisse Voraussetzungen
gegeben sein sollten, um das Portal einsetzen zu können, und dass das Portal andererseits
vor dem Einsatz für konkrete Studienformate auf die Rahmenbedingungen in diesem
Format vorbereitet werden muss. Dies führte zur Entwicklung eines Leitfadens, der in
diesem Abschnitt kurz zusammengefasst ist. Die Struktur des Leitfadens orientiert sich
an bewährten Mustern aus der Methodenentwicklung, da Methoden generell das
Vorgehen und die Voraussetzungen zur Lösung eines Problems oder Bearbeitung einer
Aufgabe beschreiben. Konkret wurde die Methodenstruktur von Goldkuhl [19] für
diesen Leitfaden ausgewählt und leicht angepasst. Nach Goldkuhl besteht eine Methode
aus den folgenden Bestandteilen:

   Methodenkomponenten: Konkrete Handlungsanweisungen für die Bearbeitung einer
    Aufgabe finden sich in den Methodenkomponenten, wovon es in einer Methode
    mindestens eine geben muss. Eine Methodenkomponente sollte aus Konzepten,
    Prozedur und Notation bestehen. Die Konzepte geben an, welche Begriffe wichtig
    sind und was diese bedeuten, d.h. die relevanten Konzepte sollten in der
    Methodenkomponente erläutert werden. Die Prozedur beschreibt das konkrete
    Vorgehen für die Bearbeitung der Aufgabe. Dies kann auch Voraussetzungen und
    Hilfsmittel umfassen. Die Notation gibt vor, wie das Ergebnis der Arbeiten zu
    dokumentieren ist, was z.B. in graphischer oder textueller Form erfolgen kann.




                                          324
   Rahmenwerk: Das Rahmenwerk der Methode beschreibt den Zusammenhang
    zwischen den einzelnen Methodenkomponenten, d.h. welche Komponente unter
    welchen Bedingungen zu verwenden ist, und wie die Ergebnisse daraus für welche
    nachfolgende Komponente oder Komponenten zu benutzen sind. Wenn die
    Reihenfolge der Methodenkomponenten immer gleich ist, muss das Rahmenwerk
    nicht separat beschrieben werden, sondern ist implizit durch die Beschreibung der
    Methodenkomponenten gegeben.

   Kooperationsformen: Für viele Aufgaben ist das Vorhandensein unterschiedlicher
    Fachkompetenzen oder die Mitarbeit unterschiedlicher Rollen erforderlich. Diese
    erforderlichen Kompetenzen und Rollen müssen ebenso beschrieben werden, wie
    die Aufgabenverteilung zwischen den Rollen und die Kooperationsform, d.h. wer
    für welche Aufgabe oder Methodenkomponente die Verantwortung übernimmt.

   Perspektive: Jede Methode beschreibt das Vorgehen beim Bearbeiten einer Aufgabe
    aus einer bestimmten Perspektive, die Einfluss darauf hat, was bei der Bearbeitung
    als wichtig erachtet wird. Viele existierende Methoden beschreiben nicht explizit,
    welche Perspektive eingenommen wird, es ist aber implizit aus dem Rahmenwerk
    oder den Methodenkomponenten ersichtlich. Wenn die Perspektive explizit
    beschrieben wird, beinhaltet dies die Werte, Prinzipien und Kategorien, die der
    Methode zugrunde liegen, d.h. eine Perspektive ist die konzeptuelle und wertmäßige
    Basis der Methode.

Der Leitfaden [8] ist in Anlehnung an die oben beschriebene Methodenkonzeption
gegliedert. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf das Rahmenwerk, um die
wesentlichen Schritte darzustellen. Das Ziel des vorliegenden Leitfadens ist es, eine
systematische Vorgehensweise zu beschreiben, wie zum einen entschieden werden kann,
ob das Portal MeinKOSMOS für ein Studienformat geeignet ist, und wie zum anderen
die Anpassung des Portals für dieses Studienformat vorzunehmen ist. Der Leitfaden
wurde mit Blick auf die fachlich Verantwortlichen für ein Studienformat erarbeitet, d.h.
es werden keine Spezialkenntnisse in der Informationstechnik vorausgesetzt.

Schritt 1: Eignung des Portals bewerten
Der Einsatz des Portals macht keinen Sinn, wenn die inhaltliche und didaktische
Konzeption des Studienformats die Nutzung von IT-gestützten Medien oder Lehr- und
Lernplattformen nicht vorsieht oder gar explizit ausschließt. Der Portal-Einsatz ist dann
besonders sinnvoll, wenn dadurch im Vergleich zur „Standard“ e-Learning Plattform
Stud.IP ein Mehrwert entsteht. Stud.IP ist in MeinKOSMOS integriert, sodass dessen
Funktion ohnehin bereitsteht. Um die Bewertung zu erleichtern, wurde als Hilfsmittel
ein Fragenkatalog entwickelt. Sollte sich durch die Beantwortung der Fragen kein
eindeutiges Bild ergeben, wird ein Gespräch mit dem Fachverantwortlichen für das
Portal zwecks gemeinsamer Entscheidungsfindung empfohlen.

Schritt 2: Umfang des Portaleinsatzes festlegen
Da es prinzipiell möglich ist, die Portalnutzung nicht für den gesamten Verlauf des
Studienformats sondern nur für ausgewählte Inhalte vorzusehen, muss in diesem Schritt
der Umfang der Portalnutzung festgelegt werden. Der Umfang ist am leichtesten über




                                          325
die Module des Studienformats zu definieren, die im Portal unterstützt werden sollen.
Auf Grundlage der Modulliste lassen sich dann die einzubeziehenden Dozenten und
Studierenden festlegen (für den Fall, dass nicht alle Teilnehmer am Studienformat auch
an den Modulen teilnehmen müssen).

Schritt 3: Informationsbedarf analysieren
Eines der wichtigsten Ziele des Portaleinsatzes ist es, den Studierenden den Zugang zu
Informationen zu erleichtern, die für die Bearbeitung von Aufgaben oder Themen im
Rahmen ihres Studienformats wichtig sind. Diese Erleichterung wird zum einen dadurch
erreicht, dass bei der Suche nach Informationen oder Literatur schon voreingestellt ist,
welche Informationsquellen die höchste Relevanz für das Studienformat haben. Wenn
die/der Studierende an dieser Voreinstellung nichts ändert, wird die in das Portal
eingebaute Suchfunktionalität zunächst in diesen Informationsquellen suchen. Zum
anderen können in die Portaloberfläche zusätzlich Anwendungen integriert werden, die
benötigte Informationen bereitstellen. Dies könnten beispielsweise spezielle
Informationsdienste oder –systeme sein, die mit allgemeiner Suche nicht zugreifbar sind.

Zur Ermittlung des Informationsbedarfs steht eine Methode zur Informationsbedarfs-
analyse zur Verfügung, die ausgehend von Aufgaben und Verantwortlichkeiten den
Informationsbedarf im Detail ermittelt. Diese Methode ist in [20] dokumentiert. Da die
vollständige Durchführung einer solchen Analyse recht aufwändig werden kann, wird
empfohlen, ein „vereinfachtes“ Verfahren zu benutzen. Dieses Verfahren ermittelt auf
Grundlage des Studienformats sowie der in den einzelnen Modulen durchgeführten
Aufgaben, welche Informationsquellen relevant sind, wie wichtig die Informationen aus
diesen Quellen für die Aufgabe sind und welche Folgen ein Fehlen der Informationen
hätte. Auf Grundlage dieser Bewertung der Informationsquellen werden vorrangige
Informationsquellen ermittelt, die in das Profil des Studienformats aufgenommen werden
und in Schritt 6 zur Konfiguration der Meta-Suche eingesetzt werden.

Schritt 4: Bedarf an Portalfunktionalität ermitteln
In diesem Schritt wird zum einen festgelegt, wie die initiale oder auch „Standard“-
Konfiguration des Portal für das Studienformat aussehen muss. Dies umfasst u.a. welche
Portlets zu integrieren und welches Layout zu realisieren ist. Weiterhin wird ermittelt, ob
es für einzelne Teilgruppen der Studierenden Anpassungen in dieser
Standardkonfiguration geben soll, um beispielsweise kollaboratives Lernen zu
unterstützen. Für jede entwickelte Portalfunktionalität (siehe Abschnitt 3) wird dann
ermitteln, ob diese gebraucht wird und wie die Grundkonfiguration sein soll.

Schritt 5: Erforderliche Portalanpassung zusammenstellen
Da die Ermittlung des Informationsbedarfs und die Ermittlung der erforderlichen
Funktionalität des Portals möglicherweise unter Mitarbeit unterschiedlicher Beteiligter
und zu verschiedenen Zeitpunkten erfolgt, wurde dieser Arbeitsschritt in den Ablauf
integriert, um aus den Teilergebnissen eine Gesamtsicht zusammenzustellen. Im
einfachsten Fall besteht dieser Schritt nur aus einem Zusammenfügen der Ergebnis-
dokumente der vorhergehenden Aktivitäten zu einem Gesamtdokument. Hierbei sollte
die Stimmigkeit des Gesamtbilds geprüft werden. In wenigen Fällen wird bei dieser
Zusammenstellung deutlich werden, dass es weiteren Informationsbedarf bzw. zusätzlich




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benötigte Portalfunktionen gibt, was erst aus der Gesamtsicht erkennbar ist. Für diesen
Fall wird empfohlen, die Arbeit in dem entsprechenden Teilschritt erneut aufzunehmen.

Schritt 6: Portalanpassung anstoßen
Das zentrale Ziel dieser Aktivität ist es, die Umsetzung der erforderlichen
Portalanpassungen anzustoßen, um eine rechtzeitige Bereitstellung des Portals zu
garantieren. Ein Teil dieses Arbeitsschrittes ist es auch, die Umsetzbarkeit aller
Anforderungen zu prüfen und – falls erforderlich, diese zu präzisieren. In vielen Fällen
wird die eigentliche Portalanpassung keine Programmieraufgaben erfordern, sondern nur
das Konfigurieren des Portals umfassen und daher schnell durchzuführen sein. Dazu
gehört in der Regel das Einrichten eines sogenannten „Profils“ für das Studienformat in
der Portal-Suchfunktion, wobei die relevanten, mit Priorität zu durchsuchenden
Informationsquellen dem System bekanntgemacht werden. In seltenen Fällen muss hier
auch noch die technische Zugriffsschnittstelle zu den Informationsquellen eingerichtet
werden, was eine Programmierschnittstelle erfordern kann. Weiterhin gehört zum
Konfigurieren des Portals, die Grundeinstellung der Funktionen vorzunehmen, die im
Studienformat bereitstehen sollen. Wenn funktionale Erweiterungen erforderlich sind,
wie beispielsweise bei der Integration zusätzlicher Anwendungen oder Portlets, ist auch
hierfür die Vorgehensweise zu klären.


5 Zusammenfassung und Ausblick
Der Aufsatz beschreibt im Kontext des Projekts KOSMOS die grundlegende Idee, das
Konzept und Erfahrungen aus der Realisierung des Portals MeinKOSMOS, dessen
zentraler Ansatz eine bedarfsgerechte Informationsversorgung und nutzerindividuelle
Bereitstellung von Funktionalität im e-Learning ist. Als zukünftige Erweiterung des
Portals wird das Anlegen, Erfassen und Weiterführen des Portfolios der Lernenden
gesehen, welches sich zum Teil aus den systemischen Angaben zusammenstellt aber um
persönliche Angaben des Teilnehmers erweitert wird. So ist es hier denkbar, die
Ausbildungsstufe bzgl. der Grundlagenfächer (z.B. Mathematik) oder den Berufsstatus
mit festzuhalten, um entsprechende Ergänzungsmaterialien bereit zu stellen. Diese
Informationen müssten durch die Teilnehmer eingepflegt werden. Entsprechend der zur
Verfügung gestellten Daten können Zusatzmaterialien ermittelt und Empfehlungen
ermittelt und dargestellt werden.

Die bisher beschriebenen Arbeiten am Portal betrachten den einzelnen Nutzer isoliert
von anderen Nutzern. Doch gerade aufgrund von einer bestehenden Ähnlichkeit der
Interessen von Nutzern, ist es sinnvoll die Nutzer nicht isoliert voneinander zu
betrachten, sondern als Gruppe von Personen mit ähnlichen Interessen anzusehen. So
wird ein Benutzer des Portals, der sich aktuell auf eine Prüfung vorbereitet, ein ähnliches
Interesse für bestimmte Informationen haben wie sein Kommilitone, der sich auf
dieselbe Prüfung vorbereitet. Dieser Sachverhalt kann informationstechnisch in dem
Portal „MeinKOSMOS“ mit einem Empfehlungssystem unterstützt werden. Ein Teil der
weiterführenden Arbeiten ist daher die Integration solcher „recommendation systems“.




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Weiterhin ist die Frage zu untersuchen, inwieweit für MeinKOSMOS die Einbindung
einer virtuellen Lernumgebung mit entsprechenden Tutoren von Belang ist. Im Rahmen
einer solchen Lernumgebung ist ebenfalls das Abhalten sogenannter Webinare zu
diskutieren, bei denen die Lehrveranstaltung live entsprechend übertragen wird. Dieser
Punkt fokussiert also weniger auf den Nutzerkontext an sich, sondern lediglich das
Angebot eines solchen Tutoring sollte an den Studenten weitergegeben werden.
Dynamischen Kontext bildet es dann, wenn das Tutoring Inhalte bzw. Anmerkungen
bereitstellt, die dem Nutzer wiederum sichtbar gemacht werden müssen. Hier ist ähnlich
wie bereits zuvor beschrieben eine Empfehlungsmöglichkeit denkbar, aber auch die
veränderte Darstellung von neuen Dokumenten. Um dies zu ermöglichen, müsste das
individuelle Verhalten im Nutzerprofil mit abgelegt werden, um dann noch nicht
gelesene Artikel/ Einträge/ Anmerkungen besonders hervorheben zu können.

Danksagung: Die im Rahmen dieses Beitrags dargestellten Arbeiten wurden am Mitteln
des BMBF und des ESF Programms der EU durch das Projekt KOSMOS finanziert.


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