=Paper= {{Paper |id=Vol-1476/paper11 |storemode=property |title=Bezier-Spline-Basierte Postoperative Analyse der Deformation von Transkatheter Aortenklappenstents |pdfUrl=https://ceur-ws.org/Vol-1476/Proceedings_CURAC_2011_Paper_11.pdf |volume=Vol-1476 |dblpUrl=https://dblp.org/rec/conf/curac/GessatASPFGF11 }} ==Bezier-Spline-Basierte Postoperative Analyse der Deformation von Transkatheter Aortenklappenstents== https://ceur-ws.org/Vol-1476/Proceedings_CURAC_2011_Paper_11.pdf
                                                                     10. CURAC-Jahrestagung, 15. - 16. September 2011, Magdeburg




    Bezier-Spline-Basierte Postoperative Analyse der Deformation von
                   Transkatheter Aortenklappenstents
            M. Gessat¹,², L. Altwegg³, S. Sündermann², A. Plass², T. Frauenfelder4, J. Grünenfelder², V. Falk²

         ¹ Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, Institut für Bildverarbeitung, Zürich, Schweiz
                   ² Universitätsspital Zürich, Klink für Herz- und Gefässchirurgie, Zürich, Schweiz
                           ³ Universitätsspital Zürich, Klink für Kardiologie, Zürich, Schweiz
        4
          Universitätsspital Zürich, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Zürich, Schweiz



                                   Kontakt: gessat@vision.ee.ethz.ch

Abstract:

Die kathetergestützte Aortenklappenimplantation ist als Behandlungsmethode für Hochrisikopatienten mit schwerer
Aortenstenose etabliert. Dennoch bleibt sie mit einigen Komplikationen assoziiert, von denen postoperative linksventri-
kuläre Herzrhythmusstörungen am häufigsten beobachtet wurden. Die Ursache für diese Komplikation wird in einer
Blockade der Reizleitenden Faserbündel in der Nähe der Aortenklappe aufgrund der mechanischen Beanspruchung des
Gewebes durch den entfalteten Klappenstent gesehen. In dieser Arbeit stellen wir eine Methode zur retrospektiven Ana-
lyse der Deformation eines Aortenklappenstents nach Implantation vor, welche dazu dienen soll, die biomechanische
Situation an der Aortenwurzel nach der kathetergestützten Aortenklappenimplantation zu untersuchen.

Schlüsselworte: Aortenklappenstenose, Transkathetertechniken, T-AVI, Stent, Deformation


1       Problem
Die transkatheter Aortenklappenimplantation (T-AVI) wurde als Behandlungsmethode für Hochrisikopatienten mit
schwerer Aortenklappenstenose entwickelt [1]. Dabei wird eine Klappenprothese mittels eines Katheters ins schlagende
Herz implantiert. Heute kommen hierbei überwiegend zwei Implantatmodelle zum Einsatz, das Medtronic CoreValve
Revalving System (MCRS) und die Edwards SAPIEN Valve (ESV).
Studien auf Basis einer Reihe von nationalen und internationalen Datenbanken haben die Effektivität der Methode für
die Behandlung von Patienten, die für einen chirurgischen Aortenklappenersatz aufgrund von Begleiterkrankungen oder
anderen Risikofaktoren nicht in Frage kommen, gezeigt [2, 3, 4]. Trotz der durchweg niedrigen Mortalitäts- und Morbi-
ditätsraten aus diesen Studien, wurden auf eine Reihe von häufigen Komplikationen hingewiesen. Neben einer Reihe sel-
tener vaskulärer Komplikationen, Einrissen durch die Entfaltung des Klappengerüstes (Stents) und Schlaganfällen wer-
den hierbei vor allem die postoperative Klappeninsuffizenz und Herzrhythmusstörungen, v.a. AV-Blockierungen ge-
nannt. Gerade mit dem MCRS treten solche Rhythmusstörungen je nach Studie in bis zu 49% der Fälle auf, im Mittel
liegt die Inzidenz bei etwa 30%. Als Ursache für dieses Phänomen wird eine mechanische Beschädigung der für die Er-
regungsleitung in den linken Ventrikel zuständigen Faserbündel aufgrund der Druckkräfte zwischen Stent und Gewebe
genannt. Dieser Effekt wurde jedoch nie quantitativ untersucht.


2       Methoden
Als Grundlage für die Modellierung der Stentdeformation werden postoperative CT-Aufnahmen herangezogen, welche
zur Überprüfung der Implantatposition aufgenommen wurden. Zur Beschreibung der Geometrie des Stents werden die
165 Kreuzungsstellen der Gitterstruktur aus den Daten extrahiert. Zusätzlich werden die beiden Ösen am distalen Rand
des Stents extrahiert, wodurch eine eindeutige Identifikation der Kreuzungsstellen möglich wird. Dies ermöglicht eine
eineindeutige Zuordnung der Kreuzungsstellen in den Patientendaten mit einem generischen Modell des Stents in seiner
Ursprungsform.
Sowohl im deformierten wie auch im entspannten Fall, werden die verbindenden Elemente zwischen benachbarten
Kreuzungsstellen als Bezier-Polynome dritter Ordnung definiert. Die Kreuzungsstellen werden als Interpolationspunkte
und eine Reihe von Stetigkeits- und Glattheitsbedingungen zur Definition der inneren Kontrollpunkte herangezogen. CT-




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Aufnahme, Interpolationspunkte und Kontrollgitter für einen implantierten Stent werden in Abb. 1 gezeigt. Die einzel-
nen Kurvensegmente werden mit der Konstruktion von DeCasteljau abgetastet. Auf die so erzeugten Mittellinien der
Stentgeometrie wird ein rechtwinkliges Profil aufgebracht, um ein Oberflächenmodell zu erhalten.

Interpolation und Oberflächenkonstruktion werden für den entspannten sowie für den deformierten Stent gleichermaßen,
d.h. an den gleichen Abtaststellen durchgeführt. Die homologe Konstruktion des entspannten und des deformierten
Stentmodells erlaubt eine direkte Punkt-zu-Punkt Zuordnung, was den nachfolgenden Registrierungsschritt stark verein-
facht, in welchem eine starre Transformation bestimmt wird, welche die Summe der Abstandsquadrate über alle Punkte
des deformierten, respektive des entspannten, Stents minimiert. Zur Initialisierung werden beide Modelle an ihrem
Schwerpunkt und entlang ihrer Hauptachsen ausgerichtet, und anschließend so um die Längsachse rotiert, dass die dista-
len Ösen übereinstimmen. Danach wird ein lokales Minimum der Summe über die quadrierten Abstände der korrespon-
dierenden Punkte in beiden Modellen gesucht.




          Abb. 1: a) Postoperatives CT mit implantiertem MCRS, b) extrahierte Interpolationspunkte, c) Kontrollgitter
          für Bezier-Interpolation, d) Bezier-Polynome nach Abtastung




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Der Abstand jedes Punktes im deformierten Modell zu seinem korrespondierenden Punkt im entspannten Modell nach
der starren Registrierung definiert nährungsweise die Deformation dieses Oberflächenpunktes infolge der mechanischen
Kräfte, die nach der Implantation auf den Stent einwirken (siehe Abb. 2).




        Abb. 2: Modelle des entspannten und eines desformierten Stents mit stark aortal ausgeprägter Deformation.



3       Ergebnisse
Sieben Patientendatensätze standen zur Erprobung des Verfahrens zur Verfügung. In allen sieben Fällen konnte ein De-
formationsmodell erzeugt werden. Die gemessenen Deformationen unterschieden sich sowohl im Absolutwert – in einem
Fall wurden über 10 mm Deformation gemessen, in einem anderen an keiner Stelle mehr als 5mm – als auch in der Ver-
teilung der Deformation entlang der Längsachse des Stents: Je nach Positionierung des Stents in der Aortenwurzel wur-
den gleichmäßige Deformationsmuster sowie zum unteren Rand hin (aortal) oder zum oberen Rand hin konzentrierte
(ventrikulär) Deformationsmuster beobachtet. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der Deformationsmessung bei allen sie-
ben Patienten zusammengefasst. Bei drei der Patienten wurden postoperativ Herzrhythmusstörungen diagnostiziert, die
einen permanenten Herzschrittmacher erforderten. Patient 5 hatte bereits vor der Operation einen permanenten Schritt-
macher. Es zeigt sich, dass die drei Patienten mit neuer Schrittmacherindikation eine große maximale Deformität auf-
weisen. Das Deformationsmuster eignet sich bei der beobachteten Patientengruppe nicht als Prädiktor für eine Schritt-
macherindikation.



                               dmax          Aortal      Ventrikulär    Gleichmäßig           Neuer
                                                                                          Schrittmacher?
              Patient 1       7,3 mm           Ja            Ja              Nein              Nein
              Patient 2       4,9 mm          Nein          Nein              Ja               Nein
              Patient 3       5,5 mm          Nein          Nein              Ja               Nein
              Patient 4       8,4 mm           Ja           Nein             Nein                Ja
              Patient 5       7,6 mm           Ja           Nein             Nein                *
              Patient 6       9,8 mm          Nein          Nein              Ja                 Ja
              Patient 7      10,7 mm           Ja           Nein             Nein                Ja
        Tabelle 1: Maximale Deformation des MCRS Stents und Deformationsmuster bei 7 Patienten.




                                                                                                                           89
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4         Diskussion
Die Analyse der Deformationen und der dahinter stehenden Interaktionskräfte ersetzt noch keine vollständige biomecha-
nische Simulation des Prozesses der Stententfaltung – hierfür wäre eine genaue Kenntnis der Gewebsstrukturen und der
biomechanischen Eigenschaften der Gewebe erforderlich. Das vorgestellte Verfahren erlaubt lediglich die Untersuchung
der Morphologie des Stents nach Implantation, was nur mittelbare Schlüsse auf die auf den Stent einwirkenden Kräfte
(und damit die auf das Gewebe einwirkenden Gegenkräfte) zulässt. Die gezeigte Anwendung des Verfahrens auf nur sie-
ben Patienten bestätigt zwar zunächst die Anfangsvermutung eines Zusammenhangs zwischen großen Deformationen
(und damit großen Kräften), kann diesen jedoch aufgrund der begrenzten Fallzahl keinesfalls belegen. Für eine aussage-
kräftige Analyse dieses Zusammenhangs zwischen der Deformation und beim Patienten beobachteten Komplikationen
bedarf es sicher der Untersuchung der Stentdeformation an einem größeren Patientenkollektiv.


5         Referenzen
[1] Cribier A, Eltchaninoff H, Bash A, Borenstein N, Tron C, Bauer F, Derumeaux G, Anselme F, Laborde F, Leon
    MB, Percutaneous transcatheter implantation of an aortic valve prosthesis for calcific aortic stenosis: first human
    case description, Circulation, 2002
[2] Leon MB, Smith CR, Mack M, Miller DC, Moses JW, Svensson LG, Tuzcu EM, Webb JG, Fontana GP, Makkar
    RR, Brown DL, Block PC, Guyton RA, Pichard AD, Bavaria JE, Herrmann HC, Douglas PS, Petersen JL, Akin JJ,
    Anderson WN, Wang D, Pocock S, Transcatheter aortic-valve implantation for aortic stenosis in patients who can-
    not undergo surgery, New England Journal of Medicine, 2010
[3] Thomas M, Schymik G, Walther T, Himbert D, Lefèvre T, Treede H, Eggebrecht H, Rubino P, Michev I, Lange R,
    Anderson WN, Wendler O, Thirty-day results of the SAPIEN aortic Bioprosthesis European Outcome (SOURCE)
    Registry: A European registry of transcatheter aortic valve implantation using the Edwards SAPIEN valve, Circula-
    tion, 2010
[4] Bosmans JM, Kefer J, De Bruyne B, Herijgers P, Dubois C, Legrand V, Verheye S, Rodrigus I, Procedural, 30-day
    and one year outcome following CoreValve or Edwards transcatheter aortic valve implantation: results of the Bel-
    gian national registry, Interactive Cardiovascular and Thoracic Surgery, 2011




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