=Paper= {{Paper |id=Vol-1669/WS6_1_093_Paper |storemode=property |title=APPsist Statusbericht: Realisierung einer Plattform für Assistenz- und Wissensdienste für die Industrie 4.0 |pdfUrl=https://ceur-ws.org/Vol-1669/WS6_1_093_Paper.pdf |volume=Vol-1669 |authors=Carsten Ullrich,Matthias Aust,Michael Dietrich,Nico Herbig,Christoph Igel,Niklas Kreggenfeld,Christopher Prinz,Frederic Raber,Simon Schwantzer,Frank Sulzmann |dblpUrl=https://dblp.org/rec/conf/delfi/UllrichADHIKPRS16 }} ==APPsist Statusbericht: Realisierung einer Plattform für Assistenz- und Wissensdienste für die Industrie 4.0== https://ceur-ws.org/Vol-1669/WS6_1_093_Paper.pdf
                                  Raphael Zender (Hrsg.): Proceedings of DeLFI Workshops 2016
       co-located with 14th e-Learning Conference of the German Computer Society (DeLFI 2016)
                                                   Potsdam, Germany, September 11, 2016 174
APPsist Statusbericht: Realisierung einer Plattform für
Assistenz- und Wissensdienste für die Industrie 4.0

Carsten Ullrich1, Matthias Aust2, Michael Dietrich,1 Nico Herbig3, Christoph Igel1 ,
Niklas Kreggenfeld4, Christopher Prinz4 , Frederic Raber3 , Simon Schwantzer5 und
Frank Sulzmann 2



Abstract: Im Projekt APPsist wird eine Architektur für Assistenz- und Wissensdienste zur Un-
terstützung der Beschäftigten in der Industrie 4.0 entwickelt, bestehend aus Basisdiensten und intel-
ligent-adaptiven Diensten, die angepasst an den Kontext und den Benutzer die Unterstützung rea-
lisieren. Das Projekt befindet sich nahe dem Ende der Laufzeit, und dieser Beitrag beschreibt das
finale System und gibt eine kritische Betrachtung der zu Projektbeginn getroffenen technischen Ent-
scheidungen.

Keywords: Arbeitsplatzintegriertes Lernen, Assistenzdienste, Wissensdienste, Adaptivität



1    Assistenz- und Wissensdienste für die Industrie 4.0

Der Begriff Industrie 4.0“ beschreibt im Wesentlichen die technische Integration von
             ”
cyber-physischen Systemen (CPS) in Produktion und Logistik [KWH13]. CPS greifen mit-
tels Sensoren auf Daten der physikalischen Welt zu und wirken auf diese mittels Aktoren
ein. Damit wird die physikalische Welt mit der virtuellen Welt zu einem Internet der Dinge
und Dienste verknüpft. Die dadurch entstehenden cyber-physischen Produktionssysteme
(CPPS) stellen aufgrund ihrer Komplexität Herausforderungen für die Beschäftigen in der
Industrie 4.0 dar.
Das Ziel des Verbundprojektes APPsist ist die Entwicklung einer neuen Generation mo-
biler, kontextsensitiver und intelligent-adaptiver Assistenz- und Wissensdienste für die In-
dustrie 4.0. Als Assistenz- und Wissensdienste werden Softwarekomponenten bezeich-
net, die spezifische Arten von Unterstützung leisten: Assistenzdienste unterstützen beim
Beheben eines aufgetretenen Problems, während Wissensdienste die Wissensvermittlung
unterstützen, d.h. das Erreichen von individuellen mittel- und langfristigen Entwicklungs-
zielen. In APPsist wird eine Dienstearchitektur entwickelt, deren Funktionalität sich aus
dem Zusammenspiel der Dienste ergibt. Jeder der Dienste realisiert dabei eine spezifische,
eigenständige Funktionalität und stellt diese anderen Diensten zur Verfügung. APPsist ori-
entiert sich an den realen Anforderungen der produzierenden Industrie, repräsentiert durch
1 DFKI GmbH, Center for Learning Technology, Alt-Moabit 91c, 10559 Berlin
2 Fraunhofer IAO, Virtual Environments, Nobelstr. 12, 70569 Stuttgart
3 DFKI GmbH, Innovative Retail Laboratory, 66123 Saarbrücken
4 Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Produktionssysteme, 44801 Bochum
5 IMC AG, Innovation Labs, Scheer Tower Uni-Campus Nord, 66123 Saarbrücken
                                                                APPsist Statusbericht   175

drei eingebundene Unternehmen und eine Lernfabrik. Die unterstützten Arbeitsprozesse
umfassen Inbetriebnahme von Anlagen, Fehlerbehebung sowie Wartung und Instandhal-
tung [Ul16]. Dieser Artikel aktualisiert den ersten Bericht zum Projektstand [Ul15] und
dient zur Beschreibung neuer Funktionalitäten, gesammelter Erfahrungen sowie der kriti-
schen Betrachtung getroffener Entscheidungen.



2     Vergleich mit thematisch ähnlichen Projekten

Das Potential von Diensten, Bildungsprozesse am Arbeitsplatz zu unterstützen, wird aktu-
ell aus einer Vielzahl von Perspektiven erforscht. So wurden bisher primär Web 2.0 Tech-
nologien für das Themenfeld Wissensvermittlung verwendet, z.B. Erstellung und Aus-
tausch von Inhalten in der Instandhaltung (BMBF Projekt DiLi) und Unterstützung von
Mechanikern bei Wartung und Reparatur (BMBF Projekt MOLEM). Ebenfalls gibt es Un-
tersuchungen zur Verknüpfung von automatischer Kontexterfassung und sozialen Netz-
werken für das betriebliche Wissensmanagement (BMBF Projekt AmbiWise) und für den
Transfer von Erfahrungswissen (BMBF Projekt PLUTO, [BR15]). Eine Reihe von EU
Projekten widmen sich der Frage, wie Daten aus fabrikweiten Sensornetzwerke verwen-
det werden können um die Informationsflüsse so zu steuern, dass kognitive Überlastung
der Mitarbeiter vermieden wird (EU FP7 Projekt Sense& React), oder wie diese auf mo-
dernen Endgeräten dargestellt werden können, um Arbeitszufriedenheit zu erhöhen (EU
H2020 Projekt SatisFactory). Der Anspruch, eine allgemein einsetzbare Architektur für
Assistenz- und Wissensdienste zu entwickeln, ist nach wie vor ein Alleinstellungsmerk-
mal von APPsist. Zu nennen ist im Bereich intelligent-adaptiver Systeme noch DigiLern-
Pro [Fr15], in dem Beschäftigte unterstützt durch KI Arbeitsprozesse aufnehmen.



3     Stand der Umsetzung

3.1   Vorgehensmodell zur Prozessaufnahme


Zur Umsetzung von Assistenzprozessen in den Unternehmensbereichen müssen diese sys-
tematisch aufgenommen und aufbereitet werden. Folgendes Vorgehensmodell hat sich in
APPsist bewährt: Zuerst werden in einem Experten-Workshop alle für die Durchführung
eines Prozesses notwendigen Schritte aufgenommen. Die aufgenommene Struktur ent-
spricht in der Regel zunächst der bisherigen Vorgehensweise, ist aber nicht zwangsläufig
optimal hinsichtlich Effizienz und Prozesslogik. Daher muss der Prozess in einem zweiten
Schritt in der Expertenrunde optimiert werden, um somit einen Best-Practice-Ansatz zu
generieren. Dabei muss vor allem die angestrebte Zielgruppe betrachtet werden, da sich
die Prozessmodellierung in der Struktur und Granularität dementsprechend signifikant
unterscheiden kann. Mit der Optimierung wird für den Assistenzprozess eine definierte
und reproduzierbare Arbeitsmethode festgelegt. Um diese für APPsist nutzbar zu machen,
müssen im Folgenden Prozessschritte annotiert werden mit relevanten Daten aus der Ma-
schinensteuerung und aus ME- und ERP-Systemen, die den Prozess entweder auslösen,
176 Carsten Ullrich et al.

oder die für die Interaktion des Systems mit der Maschine oder Anlage relevant sind. Wei-
terhin müssen die Inhalte (Texte, Fotos, Modelle, Videos und Augmented Reality Inhalte)
aufgenommen werden, die der Nutzer im Rahmen der Assistenz angezeigt bekommen soll.
Bevor der Prozess im realen Umfeld eingesetzt werden kann, ist es weiterhin unabdingbar,
diesen in einer Evaluationsrunde mit Experten und auch Shopfloormitarbeitern zu testen,
um letzte Optimierungen an den gezeigten Inhalten vorzunehmen.


3.2   Architektur/Framework


Die APPsist-Plattform vereint viele unterschiedliche Anforderungen in einem kohärenten
System. Daher wurden für die Entwicklung den Prinzipien einer Microservice-Architektur
verfolgt und die Funktionen in einzelnen Diensten gekapselt, welche dann in der Plattform
orchestriert werden. APPsist umfasst derzeit 18 Dienste aus den Bereichen Assistenz, Wei-
terbildung, Adaption, Benutzer- und Maschinenschnittstellen. Als Integrationstechnologie
wird das Vert.x-Framework [Ve] in Version 2.1 verwendet. Profiliert hat sich das Frame-
work bei der Realisierung der APPsist-Plattform insbesondere bei der Orchestrierung der
Dienste über das integrierte Modulsystem und der den Diensten zur Verfügung gestellten
API für Server- und Clientimplementierungen. Als Laufzeitumgebung läuft Vert.x stabil
und konnte problemlos in die IT-Landschaft der Pilotbereiche integriert werden. Das Fra-
mework bietet darüber hinaus eine Sock.js-Bridge zur plattformübergreifenden, bidirektio-
nalen Kommunikation an, welche bei der Realisierung der Client-Applikation verwendet
wurde. Hierbei musste jedoch zusätzlicher Aufwand für die Stabilisierung der Anbindung
investiert werden, da per se keine Mechanismen zur automatischen Wiederaufnahme einer
Verbindung bereitgestellt werden.
Während die Dienste von den Entwicklungspartnern eigenverantwortlich entwickelt wer-
den, gibt es dennoch eine Reihe von Fragen, welche dienstübergreifend geklärt werden
mussten: a) Welche Funktionen erfüllt welcher Dienst? b) Wer ist für die Entwicklung
des Dienstes zuständig? c) Welche Kommunikationswege gibt es zwischen den Diensten?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Fragen nicht nur initial adressiert werden müssen,
sondern auch entwicklungsbegleitend, insbesondere im Kontext eines Forschungsprojekts:
Viele Funktionen konkretisieren sich erst im Rahmen der Entwicklung und es ergeben sich
darüber hinaus regelmäßig neue Anforderungen an die Plattform.
Typisch für eine Microservice-Architektur sind die besonderen Anforderungen an Analy-
sierbarkeit des Systemverhaltens, da die Entwicklung der Dienste weitestgehend getrennt
stattfindet. Die Laufzeit- und Fehleranalyse des Gesamtsystems ist für die Entwickler er-
schwert, da die Plattform i.d.R. nicht vollständig lokal ausgeführt und Fehlverhalten erst
durch die Kombination mehrerer Dienste ersichtlich wird. Daher erfolgt das Protokol-
lieren von Systemereignissen strukturiert in einer (dienstübergreifenden) Datenbank, der
Ausführungstatus der einzelnen Dienste wird erfasst und eine Weboberfläche bereitge-
stellt, die Entwicklern Zugang zu den Laufzeitinformationen der Plattform ermöglicht.
Eine besondere Herausforderung stellt das Prinzip der Isolation auch in anderer Hinsicht
dar: Jeder Dienst soll unabhängig von den anderen Diensten laufen, so dass Fehler einzel-
                                                                 APPsist Statusbericht   177

ner Dienste nicht das ganze System in einen Fehlerzustand bringen. Technisch wird die-
se Trennung seitens des Frameworks dahingehend unterstützt, dass die einzelnen Diens-
te als Module in separaten Classloadern ausgeführt werden und separat initiert und ver-
waltet werden. Technische Sicherungsmechanismen schützen jedoch nicht vor logischen
Abhängigkeiten zwischen den Diensten. So ist z.B. der Assistenzdienst abhängig von dem
Dienst, welcher für das für die Adaption der anzuzeigenden Inhalte zuständig sind. Die
Betrachtung möglicher Störungen ist daher essentieller Bestandteil der Modellierung der
Kommunikation: Es muss geklärt werden wie darauf reagiert werden soll wenn ein Dienst
a) nicht reagiert (Kompensation), b) über einen Fehler benachrichtigt (Fehlerbehandlung),
oder c) unerwartete Daten zurückliefert (Validierung).
Eine Eigenschaft der APPsist-Architektur, welche in vielen Beispielen einer Microservice-
Architektur so nicht zu finden ist, liegt in der Natur eines ereignisbasierten Systems: Es
reagiert nicht nur auf Benutzereingaben und -anfragen, sondern auch auf Ereignisse des
Benutzerkontexts, z.B. der bedienten Maschine. Dies sollte bei der Planung der Kommu-
nikation besondere Beachtung finden, da die Gefahr besteht, dass ein Ereignis mehrere
Aktionen anstoßen kann. Dies ist dann problematisch wenn mehrere Aktionen die glei-
chen Parameter des Systemzustands beeinflussen. Mögliche Lösungen sind die explizite,
dienstübergreifende Spezifikation der durchzuführenden Aktionen und deren Auswirkun-
gen, sowie die Priorisierung möglicher Zustandsänderungen.



3.3   Intelligent-adaptive Dienste


Als eindeutiges und festgelegtes Vokabular für die Kommunikation der Dienste und als
Grundlage der intelligenten Entscheidungsprozesse der adaptiven Dienste dient in AP-
Psist ein Modell der Domäne Produktion“ (repräsentiert in OWL). Es wurde eine all-
                                  ”
gemeine Ontologie erstellt, die dann für die jeweiligen Anwendungspartner spezialisiert
wurde. Die Adaptionsregeln, die die Informationen der Ontologie verwenden (gespeichert
in einem Tripple-Store), um die Unterstützung der Beschäftigten zu realisieren, basie-
ren auf der allgemeine Ontologie und sind somit auf alle Anwendungspartner anwend-
bar. Es lassen sich im aktuellen APPsist-System folgende vier Unterstützungsarten die
durch Regeln realisiert werden unterscheiden: Haupttätigkeit-Assistenz: Wenn Mitarbei-
ter in Haupttätigkeit“ und fordert Assistenz an, dann bestimme Maßnahmen, die relevant
      ”
sind für aktuelle Station und Maschinenzustand. Nebentätigkeit-Assistenz: Wenn Mitar-
beiter in Nebentätigkeit Lernzeit“ und fordert Assistenz an, dann bestimme Maßnahmen,
          ”
die relevant sind für langfristige Entwicklungsperspektive. Haupttätigkeit-Inhalte: Wenn
Mitarbeiter in Haupttätigkeit“ und Anforderung von Inhalten, dann bestimme Inhalte, die
                ”
relevant sind für aktuelle Station und Maschinenzustand. Nebentätigkeit-Inhalte: Wenn
Mitarbeiter in Nebentätigkeit Lernzeit“ und Anforderung von Inhalten, dann bestimme
                ”
Inhalte, die relevant sind für langfristige Entwicklungsperspektive. Die Regeln legen fest,
welche Maßnahmen und Inhalte in der konkreten Situation relevant sind. Diese ziehen bei-
spielsweise die Arbeitsplatzgruppe des Beschäftigten in Betracht, Aufgaben von Stellen
und damit verbundene Maßnahmen und weiteres. Implementiert sind sie in einer Kombi-
nation aus Java-Code und SPAQRL Anfragen an den Tripple-Store.
178 Carsten Ullrich et al.

3.4   Einbindung von Augmented Reality

Der Großteil der APPsist-Oberfläche wurde mit Webtechnologien umgesetzt. Dadurch
funktioniert sie im Browser und damit auf sehr vielen Endgeräten. Eine Ausnahme dazu
stellen die Augmented Reality (AR)-Funktionalitäten dar, für die spezielle Komponenten
notwendig sind. Diese sind im APPsist-System Vuforia als AR-Plattform und Unity als
Grafik- und App-Entwicklungs-Engine. Im Gegensatz zum ursprünglichen und in ersten
Prototypen getesteten Konzept, das gesamte APPsist-Frontend in einer Unity-App lau-
fen zu lassen, sind AR-Funktionalitäten und Inhalte, die im Browser dargestellt werden
können, ab der aktuellen APPsist-Version konsequent getrennt. D.h. der Nutzer schaltet
zwischen AR-App (Unity) und beispielsweise Assistenzinhalten (Browser) hin und her –
allerdings nicht explizit sondern per Button in der GUI, sodass diese Trennung im Nut-
zungserlebnis nicht auffällt. Die Trennung verbessert die Performanz und vereinfacht das
Deployment für verschiedene Plattformen und Endgeräte – je nachdem ob AR mit dem
Endgerät möglich ist, oder nicht. Bis jetzt wird AR v.a. eingesetzt, um dem Nutzer die
Orientierung an komplexen Maschinen und Anlagen zu erleichtern, indem bestimmte Ma-
schinenteile im Kamerabild hervorgehoben werden; weitere AR-Szenarien sind geplant.


3.5   Maschinenanbindung

Die Anbindung an die Produktionsanlagen wurde durch eine REST API realisiert: Der
Server ist als Dienst in APPsist implementiert und benötigt erst zur Laufzeit Informatio-
nen über die Daten der angeschlossenen Maschinen. Dadurch ist keine serverseitige An-
passung nötig, falls neue Maschinentypen unterstützt oder bestehende angepasst werden
müssen. Um eine neue Maschine an das APPsist-System anzuschließen muss ein REST-
Klient entwickelt werden, der die Daten der Maschinensteuerung ausliest und aufbereitet
an den Server weitergibt. Zu Beginn sendet der Klient an den Server eine Schemanachricht
die die verfügbaren Daten sowie eine Kurzbeschreibung der Daten enthält. Im Anschluss
sendet der Klient periodisch Datennachrichten, welche die tatsächlichen Maschinendaten
entsprechend dem vorangegangenen Schema enthalten. Durch diese Trennung kann der
Server bereits im Vorfeld die Visualisierung der Maschinendaten aufbauen. Innerhalb des
Projektes wurde bereits eine Anbindung an SPS-Steuerungen, OPC-Server sowie Anlagen
von Mitsubishi und Siemens realisiert. Die Kommunikation kann dabei über die Formate
JSON, XML, EXI oder Plaintext erfolgen. Die oben beschriebene Schnittstelle wurde um
eine Funktion erweitert, die es ermöglicht Verbindungsabbrüche zu Maschinen frühzeitig
zu erkennen und dies in der Oberfläche entsprechend wiederzugeben.


4     Usability Evaluation

Das APPsist-Projekt verfolgt den Ansatz eines benutzerzentrierten Entwurfsprozesses und
so wurden potentielle Nutzer als wichtigste Evaluationsinstanz für die Gebrauchstauglich-
keit der Benutzungsoberflächen bereits mehrere Male im Laufe den Projekts befragt bzw.
                                                                 APPsist Statusbericht   179

die GUI mit ihrer Hilfe getestet. Ein größer angelegter Usability-Test wird im Folgenden
beschrieben. Weitere derartige Tests werden bis zum Ende des Projekts folgen.

Am aktuellen Usability-Test nahmen von jedem der drei Anwendungspartner je sechs
Testpersonen teil. Als Endgeräte wurden verschiedene Tablets (Microsoft Surface 4 Pro,
LG Nexus 5, Fujitsu V535 Industrial) verwendet sowie ein 22”-Touchscreen an einem
Windows-7-Desktop-Rechner. Der Ablauf des Tests war jeweils wie folgt:

1.    Briefing für die Testpersonen mit Datenschutzvereinbarung
2.    Vorabfragebogen: Ein demografischer Fragebogen mit Zusatzfragen zu Tätigkeit,
      Deutschkenntnissen und Sehfähigkeit der Testperson.
3.    Aufgabenstellung mit der APPsist-App (ThinkAloud-Analyse): Die Bearbeitung der
      Aufgaben, die nahezu den gesamten Funktionsumfang abdeckten, dauerte zwischen
      20 und 45 Minuten. Dabei wurden die Testpersonen gebeten, laut zu denken und
      auch zu ihrer Meinung zu einigen Teilen des Systems bzw. der Benutzungsober-
      fläche gefragt. Dabei wurde zur Auswertung ein Bildschirm-Video inklusive Auf-
      zeichnung des Gesprochenen gespeichert. Der Ablauf der Aufgabenstellung war
      standardisiert und die Fragen größtenteils vorformuliert. So können die Antworten
      zu geschlossenen Fragen auch quantitativ ausgewertet werden.
4.    Fragebögen: System Usability Scale (SUS) [Br96], AttrakDiff [At]: Zwei schnell
      auszufüllende Fragebögen zur Bewertung von Gebrauchstauglichkeit (Usability)
      und Nutzungserlebnis (User Experience).
5.    Abschlussinterview: Standardisierte Fragen zu Gesamteindruck, Vorerfahrung und
      Bewertung anhand der Dialogkriterien aus ISO-EN-9241-110. Vom Gespräch wurde
      zur Dokumentation und Auswertung jeweils eine Audioaufzeichnung gespeichert.

Dieser Ablauf hatte einen summativen Test der Gebrauchstauglichkeit zum Ziel, der so-
wohl qualitative als auch quantitative Test- und Auswertungsteile beinhaltet. Bis jetzt aus-
gewertet sind SUS und AttrakDiff. Mit einem SUS-Score von 86,9 und einer AttrakDiff-
Bewertung, die sowohl was die hedonische Qualität (HQ: 1,16 Konfidenz: 0,45), als auch
was die pragmatische Qualität (PQ: 1,63 Konfidenz 0,27) angeht, im Bereich begehrt“
                                                                                 ”
liegt (Die Skala reicht von überflüssig“ über neutral“ bis begehrt“), offenbarte das
                             ”                    ”            ”
APPsist-System keinen akuten Handlungsbedarf. Auch eine erste Kurzauswertung der
ThinkAloud-Analyse zeigte kein Gestaltungs-, Interaktions- oder Funktionskonzept, das
von vielen Probanden einheitlich kritisch beurteilt worden wäre.


5    Fazit

Dieser Artikel gab einen Überblick über den aktuellen Stand des Projekt APPsist. Im Pro-
jektverlauf hat sich herausgestellt, dass die gewählten Methoden und Technologien sich
zum großen Teil bewährt haben. So ist die Microservice-Architektur gut geeignet, um
die einzelnen Dienste zu entwickeln und sie zu integrieren, allerdings um den Preis ei-
180 Carsten Ullrich et al.

ner schwierigen Fehlerbehebung und nicht zufriedenstellend stabiler Client-Server Kom-
munikation. Die Ontologie erlaubte wie erhofft die präzise Beschreibung der jeweiligen
Situationen der Anwendungspartner bei gleichzeitig allgemein formulierten Adaptionsre-
geln, auch wenn eine komplett deklarative Formalisierung nicht möglich war, sondern eine
Kombination von Java und SPARQL notwendig gewesen ist. In den bisherigen Evaluatio-
nen wurde die Usability sehr positiv bewertet. Kommende Evaluationen werden noch die
Güte der Adaptionsregeln untersuchen müssen.


Danksagung

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projekts APPsist Intelligente Wissensdienste für
                                              ”
die Smart Production“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter dem
Kennzeichen 01MA13004C gefördert und vom DLR-Projektträger betreut wird.


Literaturverzeichnis
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[Ul15]    Ullrich, Carsten; Aust, Matthias; Blach, Roland; Dietrich, Michael; Igel, Christoph;
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