=Paper= {{Paper |id=Vol-1919/paper9 |storemode=property |title=Monitoring im Feld am Beispiel Gewässerinstandhaltung und Biotopkartierung (Monitoring in the field using the example of water maintenance and biotope mapping) |pdfUrl=https://ceur-ws.org/Vol-1919/paper9.pdf |volume=Vol-1919 |authors=Hans-Martin Krausmann,Frank Lemke,Rolf Walter,Gunnar Minx,Christine Müller,Fabio Ricci,Dietmar Wikarski,Heino Rudolf,Raoul Schabinger,Tobias Derucki,Sandra Schrauth,Radoslav Nedkov,Carsten Heidmann,Wassilios Kazakos,Andreas Abecker,Matthias Schroeder,Elisa Bautz,Ulrike Hörmann,Annette Kolberg,Alexander Limberg,Thomas Schwotzer |dblpUrl=https://dblp.org/rec/conf/uis/Krausmann17 }} ==Monitoring im Feld am Beispiel Gewässerinstandhaltung und Biotopkartierung (Monitoring in the field using the example of water maintenance and biotope mapping)== https://ceur-ws.org/Vol-1919/paper9.pdf
                                      Tagungsband UIS 2017




Beitrag I: Hans-Martin Krausmann

  Monitoring im Feld am Beispiel Gewässerinstandhaltung
                             und Biotopkartierung


                                Hans-Martin Krausmann

               ARC-GREENLAB GmbH, krausmann.martin@arc-greenlab.de


Abstract
In this document, two different and innovative approaches are presented which support
the acquisition and processing of environmental data both in field applications as well
as in further processing in a central office.

The developed system for biotope mapping is provided and maintained as a client-
server application. The developed system fetures a multi tier architecture with clear
differentiation bewteen data persistence, business logic and the user interface. Central
data storage avoids inconsistencies and redundancies in the database. By directly
integrating a server-based GIS component for the visualization of the biotope objects
in a map view, an overview is provided for surrounding biotopes and geospatial data.

The presented monitoring solution was based on the requirement for data collection,
visualization, further data processing and analysis as well as reporting of management
data of water and soil associations in the area of water maintenance. In this process,
data collected by a vehicle in the field is visualized in real-time. The combination of
hardware - a data logger and a tablet device - and software - for mobile capture and
display, as well as downstream processing and GIS analysis - can also be used to
control the management of mobile objects in various operating modes.

Zusammenfassung
In diesem Dokument werden zwei unterschiedliche und innovative Ansätze vorgestellt,
die die Erfassung und Bearbeitung von Umweltdaten sowohl im Feldeinsatz als auch
bei der weiteren Bearbeitung in einer Zentrale unterstützen.

Das entwickelte System zur Biotopkartierung wird als Client-Server-Anwendung
zentral bereitgestellt und gepflegt. Im entwickelten System wurde großer Wert auf eine
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saubere Trennung zwischen den Schichten der Datenhaltung, der Geschäftslogik und
der Benutzerschnittstelle gelegt. Die zentrale Datenhaltung vermeidet die Entstehung
von Inkonsistenzen und Redundanzen im Datenbestand. Durch die direkte Integration
einer serverbasierten GIS-Komponente zur Visualisierung der Biotopobjekte in einer
Kartenansicht ist der Überblick auf umgebende Biotope, Geobasisdaten und
Geofachdaten gewährleistet.

Ausgangssituation der vorgestellten Monitoringlösung ist die Anforderung zur
Datenerfassung, Visualisierung und einer weiteren Datenverarbeitung und -analyse
sowie   die   Datenausgabe     von      Bewirtschaftungsdaten   von   Wasser-    und
Bodenverbänden im Bereich der Gewässerinstandhaltung. Dabei werden mobil im
Feld von einem Fahrzeug erfasste Daten in Echtzeit visualisiert. Auch das Controlling
von ortsveränderlichen Objekten in verschiedenen Betriebszuständen wird durch die
Kombination aus Hardware - einem Datenlogger und einem Tablet-Device - und
Software - für die mobile Erfassung und Darstellung sowie die nachgeordnete
Prozessierung und GIS-Analyse - ermöglicht.


1 Ausgangssituation und Motivation
In diesem Abschnitt werden die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und die zu
erreichenden Ziele aus Sicht der verschiedenen Auftraggeber für das Monitoring von
Daten im Bereich der Gewässerinstandhaltung und bei der Verwaltung von
Biotopdaten beschrieben.

1.1 Gewässerinstandhaltung mit gl-move Mobile
Die Instandhaltung von Gewässern ist ohne technische Unterstützung im Feldeinsatz
nur schwer denkbar. Im Rahmen des Vortrags und dieser Zusammenfassung liegt der
Schwerpunkt allerdings nicht auf den Maschinen, die für diese Arbeiten benötigt
werden. Vielmehr wird ein softwaregestütztes Erfassungs- und Auswertungssystem
vorgestellt, mit dessen Hilfe die Prozesse sowohl im Feld als auch bei der weiteren
Datenverarbeitung aus Datenausgabe unterstützt werden.




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    Abbildung 1: Schlepper zur Gewässerpflege beim Wasser- und Bodenverband Dosse Jäglitz

„Wann? – Wie weit? – Wie lange? – Wie oft? - mit gl-move werden Prozesse überall
dort transparent, wo ein Controlling des Einsatzes von ortsveränderlichen Objekten in
verschiedenen Betriebszuständen notwendig ist. Die Zustandsdokumentation erfolgt
automatisch bei der Durchführung von Arbeiten als digitaler, verorteter Datensatz.

Das ermöglicht eine zeitnahe und flexible Auswertung nach unterschiedlichen
Parametern und unterstützt so die Optimierung vom Betriebsabläufen. Das
Gesamtsystem besteht aus einem Datensammler, der GPS-Positionen gemeinsam mit
Betriebsparametern speichert und einer Software, die eine kartenbasierte Auswertung
innerhalb des geographischen Informationssystems ArcGIS ermöglicht.

gl-move   integriert   die   von   einem      im     Fahrzeug   eingebauten     Datenlogger
aufgezeichneten Informationen für eine weitere Verarbeitung in der ArcGIS®
Umgebung. Werkzeuge für die Filterung und Auswertung der Daten werden über das
GIS bereitgestellt. Der Transport der Daten in das zentrale Auswertesystem kann
sowohl manuell per Speicherkarte als auch über eine Fernübertragung, erfolgen.

gl-move unterstützt den Anwender beim Import der Daten vom Datenlogger ins GIS
mit Datenprüfungen zur Qualitätssicherung der Daten. Das Programm kann durch den
Anwender für unterschiedliche Einsatzfälle über Parameter über eine Steuerdatei
konfiguriert werden. Die erzeugten Daten können nach dem Import im GIS mit
Standardlegenden oder nach individuellen Vorgaben visualisiert werden.

Der Kernbereich von gl-move ist die Auswertung der Daten und das Reporting.
Verschiedene Filter erlauben es, Daten gezielt anzusprechen und für Auswertungen
und statistische Darstellungen vorzubereiten. So können Berichte z. B. über Zeit, Ort,
Stecken oder Betriebszustände erzeugt werden.


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Auswertungsergebnisse werden über Excel- Exporte für die Weiterverarbeitung
verfügbar gemacht. Weitergehende Auswertungen mit Standardfunktionen von
ArcGIS sind jederzeit möglich.“ [gl-move: Überblicksdarstellung 2017]

1.2 Biotopkartierung bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Die DBU Naturerbe GmbH als Unternehmen innerhalb der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt hat im Spannungsfeld der Themen Umwelt- und Naturschutz und der
Erhaltung und Renaturierung vielfältige Aufgaben zu realisieren: „Die gemeinnützige
Naturerbe-Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), wird 70 großräumige
Liegenschaften – rund 69.000 Hektar in zehn Bundesländern – langfristig für den
Naturschutz sichern. Diese Naturerbeflächen, bei denen es sich überwiegend um
ehemalige Militärübungsplätze handelt, werden der DBU Naturerbe GmbH dazu in den
nächsten Jahren nach und nach übergeben. […] Die Hauptziele der DBU Naturerbe
GmbH sind die Förderung und der Erhalt des heimischen Reichtums an Tier- und
Pflanzenarten     in    unterschiedlichen      Lebensräumen.          Zudem    möchte    sie   ein
nachhaltiges Naturbewusstsein in der Bevölkerung fördern. [DBU Naturerbe: 69.000
Hektar für den Naturschutz 2017]

Als   zentrales        Werkzeug    zur       Verwaltung         der   mit     diesen    Aufgaben
zusammenhängenden Prozessen setzt die DBU Naturerbe GmbH dabei das folgende
System ein:

„NaMIs ist das zentrale Datenmanagement- und Auskunftssystem der DBU Naturerbe
GmbH, zur Erfassung und Analyse der Ergebnisse der Biotopkartierung mit einer
prozessorientierten Plattform für das Flächenmanagement und einer WebGIS-
Komponente. Es dient dazu die Koordination des naturschutzfachlichen und
betrieblichen Managements auf allen DBU Naturerbeflächen zu unterstützen.“ [NaMIs:
Über NaMIs 2017]




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                      Abbildung 2: Zugang NAMIS der DBU für Mitarbeiter




                     Abbildung 3: Module und Aufgaben im System NaMIs

Monitoring: Das Monitoring der verwalteten Flächen ist eine künftige Aufgabe und aktuell im
Aufbau begriffen. Da die Erfassung der relevanten Flächendaten aktuell durchgeführt wird,
kann das flächendeckende Monitoring erst als Folgeprozess dieser Erfassung eingeführt
werden.




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Liegenschaftsverwaltung:        In    diesem         Bereich   werden      Flurstücke     und
Eigentumsinformationen verwaltet, die die von der DBU Naturerbe GmbH verwalteten Flächen
betreffen.

Biotopverwaltung: Das Kernstück der im Vortrag vorgestellten Lösung stellt die
Biotopverwaltung dar. Diese besteht zum einen aus einer Oracle-basierten Datenbank, in der
flächendeckend die verwalteten Naturerbeflächen und die darauf befindlichen Biotope und
Lebensformen erfasst sind. Der andere Teil besteht aus einer integrierten GIS-Komponente,
welche die räumlichen Biotopinformationen und kartenzentrierte Funktionen bereitstellt.

Waldmanagement: Ausgehend von einer durchgeführten Bestandserfassung im Rahmen
einer Forsteinrichtung werden in diesem Modul die waldbezogenen Biotopinformationen
ermittelt. Aus einer darauf fußenden Defizitanalyse werden in NaMIs gezielte Maßnahmen
abgeleitet, durch deren Durchführung die Mängel vermindert oder abgestellt werden können.

Offenland: Die Aufgaben, die mittels NaMIs in diesem Bereich durchgeführt werden,
entsprechen denen im vorhergehenden Modul.

Gewässermanagement: Im Bereich des Gewässermanagements werden schwerpunktmäßig
räumliche und fachliche Informationen zu Vernässungsprojekten verarbeitet.

Besucherlenkung: In diesem Baustein des Informationssystems ist die Erfassung und Pflege
von Besucherwegen, die Verwaltung von Schilderaufstellorten und vor allem eine direkte
Einbindung externer Dienstleister (bspw. in Naturschutzstationen) nach Schulung und
Einweisung in die Systemnutzung enthalten.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Durch einen speziellen Web-Kartenclient (FlexClient) mit
Konfiguration und Einbindung in andere Webseiten können in diesem Modul erweiterte
Flächeninformationen für eine breitere Öffentlichkeit realisiert werden. Weiterhin unterstützt
NaMIs die Erstellung von Karten für Publikationen.


2 Technische Grundlagen
In diesem Abschnitt werden die wesentlichen technischen Grundlagen und
Rahmenbedingungen der vorgestellten Systeme skizziert.

2.1 Gewässerinstandhaltung
2.1.1 Softwarekomponenten
Als Software kommt im Feldeinsatz bei gl-move Mobile eine native Android-Applikation
zum Einsatz. Diese basiert auf Java und nutzt als Datenbasis für die Darstellung der

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Geobasisdaten ein kachelbasiertes Format (TilePackage), die aktuellen Felddaten
werden in einer XML-Datenstruktur persistiert. Für die weitere Analyse der Geodaten
wird ArcGIS Desktop von Esri genutzt, dort werden die Daten in einer File-
Geodatabase gehalten. Die Ausgabe von Auswertungsergebnissen kann auch direkt
in eine Exceltabelle erfolgen.

2.1.2 Hardwarekomponenten
Im Feldeinsatz werden die Positionsdaten von einem GPS-Logger erfasst. Die
Übertragung auf ein handelsübliches Android-Tablet erfolgt dann via Bluetooth-Modul.
Die Betriebsdaten des eingesetzten Fahrzeugs (Zündungsstatus, Hydraulikstatus,
eingesetztes Arbeitsgerät) werden im GPS-Logger über eine kabelgebundene
Schnittstelle empfangen. Auf dem Werkhof können dann die Daten aus den
Fahrzeugen über einen WLAN-Router auf einen zentralen Server gesichert werden
und stehen dann in der Geodatenbank zur Verfügung.




             Abbildung 4: GPS-Datenlogger und Bluetooth-Datenübertragungsmodul

2.2 DBU Biotopkataster

2.2.1 Softwarekomponenten
Die gesamte Datenaufbereitung und Bereitstellung der Geodaten ist mittels ArcGIS
Desktop und ArcGIS Server von Esri realisiert. Die Bereitstellung der webbasierten
Kartenanwendung erfolgt mittels WebOffice von Synergis. Die Datenhaltung der
Biotopdaten ist in einer Oracle-DB organisiert. Die Client-Server-Anwendung ist im
Frontend auf Basis von HTML5, JavaScript und CSS unter Nutzung des Bootstrap
Frameworks entwickelt worden. Die Geschäftslogik ist im Microsoft .NET Framework
implementiert.

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2.2.2 Hardwarekomponenten
Die gesamte Anwendung wird über virtualisierte Server im Rechenzentrum des
Business-Cloud-Anbieters Hostway bereitgestellt. Der Anbieter ist nach ISO 27001 auf
der Basis von IT Grundschutz zertifiziert.


3 Umsetzung in der Praxis
In diesem Abschnitt werden anhand von Beispielen aus der Einsatzpraxis und
typischen Arbeitsabläufen die wesentlichen Merkmale für die Nutzer der NaMIs
Biotopkartierung und von gl-move Mobile dargestellt.

3.1 Praktische Unterstützung bei der Gewässerinstandhaltung
Bei der Erfassung und Auswertung der Gewässerbewirtschaftungsdaten sind vor allem
die folgenden Aspekte von zentraler Bedeutung für die Anwender:

Im Auftrag des Landes zur Gewässerinstandhaltung für Gewässer ab der 2. Ordnung
ist im vorgestellten Praxisfall der Wasser- und Bodenverband Dosse-Jäglitz tätig und
nimmt dabei die folgenden Aufgaben im Außeneinsatz wahr:

   •   die Mahd von Gewässerrandbereichen und der Gewässersohle
   •   die Entschlammung der Gewässersohle
   •   allgemeine Entfernung von Bewuchs an Gräben und Gewässerbauwerken
   •   das Mulchen und das Schreddern zur Bodenpflege im Gewässerbereich
   •   Dabei sind die verwalteten Gewässer- und Grabennetze sehr umfangreich und
       beinhalten ca. 2000 Kilometer im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. In der
       Vergangenheit erfolgte das Monitoring der geleisteten Arbeiten dabei durch
       manuelle Buntstift-Eintragungen auf großen ausgeplotteten Übersichtskarten.
       Die Nachweispflicht geleisteter Tätigkeiten gegenüber dem Auftraggeber und
       die    Dokumentationspflicht          gegenüber     Anrainern   (welche     die
       Gewässerinstandhaltung Beiträge finanzieren) bilden einen wesentlichen Teil
       der Anforderungen an ein Monitoring.
   •   Ein weiterer praktischer Aspekt ist die Planung der Mitarbeiter (wobei vor allem
       die Identifikation unbearbeiteter Flächen von Interesse ist). Auch das interne
       Controlling für durchgeführte Arbeitsarten, die kumulierte Dauer von Tätigkeiten
       und erfasste Fahrzeugbewegungen ist in der Praxis von hoher Wichtigkeit.


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3.1.1 Feldeinsatz und Datenfluss
Im Feldeinsatz werden die Positions- und Zeitdaten sowie die Betriebszustände der
Fahrzeuge vom GPS-Logger erfasst. Via Bluetooth werden diese Daten an das
Android-Tablet übertragen. Dort werden alle einlaufenden Daten lokal gespeichert und
in der Karte dargestellt:




               Abbildung 5: Darstellung der aktuellen Position und Betriebszustand

Als Vorbereitung für den Außendienst werden außerdem in regelmäßigen Abständen
Geobasisdaten erzeugt und auf den Tablets gesichert. Beim Aufenthalt auf dem
Betriebshof werden die lokal erfassten Daten via WLAN auf den Server übertragen.




                            Abbildung 6: Datenkonfiguration in der App

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Weiterhin werden die Bearbeitungsdaten aller im Einsatz befindlichen Fahrzeuge
regelmäßig aus der zentralen Geodatenbasis für die Fahrzeuge bereitgestellt und von
diesem auf dem Werkhof abgefragt.

3.1.2 Zentrale Datenanalyse und Auswertung
In der Zentrale werden dann die erfassten Daten aus den Datenloggern in einer
Importroutine eingelesen. Dabei stehen dem Fachanwender umfangreiche Funktionen
zur Konfiguration der Daten zur Verfügung. Die gesamte zentrale Datenbearbeitung
ist als Erweiterung für ArcGIS Desktop realisiert.




                   Abbildung 7: GPS-Datenimport und Fahrzeugkonfiguration

Die Daten werden dann in einen zentralen Geodatenbestand importiert und können in
der Karte visualisiert werden:




              Abbildung 8: Datendarstellung in der Karte und Korrektur von Routen
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In der Erweiterung werden die erfassten Rohdaten den einzelnen Grabensegmenten
per Geoprocessing mit variablen Puffertoleranzen zugeordnet und es werden
linienförmige Geoobjekte erzeugt. Zudem können nachträglich Fehler in den Daten
korrigiert werden.

3.2 Praxisbeispiel Biotopkartierung
Innerhalb des Systems NaMIs bildet die Biotopkartierung einen Kernbereich, der von
verschiedenen Nutzergruppen in Anspruch genommen wird. Die Möglichkeiten der
differenzierten Rechtevergabe für verschiedene Nutzergruppen war ein wesentlicher
Anforderungsbaustein der DBU Naturerbe als Auftraggeber. Dies war eine
Voraussetzung für die einfache Einbindung Dritter, die beispielsweise im Auftrag der
DBU Naturerbe Biotopdaten erheben und pflege oder Daten zum Wegenetz auf den
Biotopflächen bereitstellen und pflegen.

Ein besonderer Vorteil des verwendeten Datenmodells ist die Möglichkeit,
Auswertungen über verschiedene Bundesländer hinweg für Flora- und Fauna-Habitate
(FFH-Gebiete) und die dort anzutreffenden Lebensraumtypen (LRT) durchzuführen.
Dies liegt daran, dass alle Daten, die spezifisch für einzelne Bundesländer erfasst
werden    über       Referenztabellen      angepasst           sind   und   die   grundsätzliche
Datenbankstruktur für alle Bundesländer identisch gehalten ist. Im folgenden werden
beispielhaft typische Arbeitsabläufe bei der Biotopkartierung und deren Abbildung in
der Softwarelösung gezeigt.

3.2.1 Selektion von Biotopen
Die Filterung von Biotopen ist in der Anwendung über eine komfortabel und dynamisch
anpassbare Selektion realisiert. Dabei kann der Anwender alle vorhandenen Attribute
für die Filterung auswählen und nach Auswahl eines Filterkriteriums aus den im
Datenbestand tatsächlich vorhandenen Werten eine weitere Auswahl treffen:




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                      Abbildung 9: Attributfilterung in der Biotopkartierung

Diese Filterung bildet den Einstieg in die Fachdatenbank für die gezielte weitere
Auswertung der Biotopdaten. Die so erstellten Filterparameter können auch
nutzerspezifisch gespeichert werden.

3.2.2 Erfassung und Bearbeitung von Biotopen
Für die Erfassung und Bearbeitung von Biotopdatensätzen steht eine dynamisch
angepasste Oberfläche zur Verfügung. Dabei werden alle Daten, die spezifisch für
einzelne Bundesländer angepasst sind, in der Oberfläche nach Bedarf zur Verfügung
gestellt. Dies erfolgt intern über die Auswertung von Referenztabellen, in denen die
Spezifika definiert sind.




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                    Abbildung 10: Beispiel für Biotop-Sachdatenmaske

Besonders deutlich werden die Vorteile des Systems bei der Erfassung von Daten zu
FFH-LRTs: Die Benutzerschnittstelle basiert an dieser Stelle vollständig dynamisch
auf den Daten, die zum ausgewählten Lebensraumtypen gehören:




           Abbildung 11: Dynamischer Erfassungsmaske für FFH-Lebensraumtypen


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Der Hauptvorteil besteht an dieser Stelle darin, dass der Erfasser nur die Daten zur
Bearbeitung angeboten bekommt, die an dieser Stelle relevant sind. Mögliche
Fehleingaben werden somit vermieden.

3.2.3 GIS-Integration
Die Einbindung der Biotopkartierung und der zugehörigen Geodaten ist innerhalb der
Anwendung über eine Schnittstelle zu ArcGIS Server und der serverbasierten
Webkartenumgebung WebOffice realisiert:




                  Abbildung 12: Geodatenintegration in der Biotopkartierung

Ein direkter Selektionsaustausch ist über eine entsprechende Funktion „Datenauswahl
an die Karte senden“ implementiert:




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                 Abbildung 13: Selektionsübernahme in der Kartendarstellung

In   der   Webkarte    kann     der     Nutzer       den     vollen   Funktionsumfang   der
Standardsoftwarekomponenten nutzen. So stehen unter anderem umfangreiche
Druckausgaben,      Geoprocessing          und        Konstruktionswerkzeuge     für    die
Datenbearbeitung wie auch die Nutzerverwaltung für den Zugriff auf die Daten zur
Verfügung. Die Karte kann bei Bedarf in einem eigenen Fenster geöffnet werden, was
vor allem bei Arbeitsplätzen mit mehreren Bildschirmen sinnvoll sein kann.

3.2.4 Datenmigration
Die Migration der Daten erfolgte für die verschiedenen im System integrierten
Bundesländer (Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-
Anhalt) nach unterschiedlichen Verfahren. Je nach Ausgangslage existierten analoge
oder digitale Ausgangsdaten, für die eine Übernahme erforderlich und gewünscht
waren. Die Migration erfolgte nach Bedarf scriptbasiert oder durch Erstellung eines
kompletten Migrationsmodells wie in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sollen im
weiteren Verlauf die Biotopdaten auch in einem wiederkehrenden Prozess periodisch
aktualisiert werden bzw. aus einem weiterhin bestehenden Biotopprogramm
übernommen werden.




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3.2.5 Auswertungen zu Biotopen
Zu den im System vorhandenen Biotopen ist eine Vielzahl an vordefinierten Berichten
enthalten, die standardmäßig ausgegeben werden müssen. Diese können in
verschiedenen Formaten (Word, Excel, PDF) ausgegeben werden.




                      Abbildung 14: Überblick zu verfügbaren Berichten

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Berichte dynamisch zu erstellen. Dabei kann der
Benutzer aus allen in der Datenbank vorhandenen Attributen die für einen spezifischen
Bericht relevanten Daten auswählen:




             Abbildung 15: Nutzerspezifischer Bericht mit ausgewählten Attributen
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Nach Auswahl von definierten Datentyen und Attributgruppen können die so
definierten nutzerspezifischen Berichte auch gespeichert und anderen Anwendern zur
Verfügung gestellt werden.


4 Fazit und Ausblick
In beiden vorgestellten Anwendungen konnten praxiserprobte Lösungen für die
Anforderungen      der    verschiedenen     Auftraggeber    entwickelt   werden.    Das
Anforderungsmanagement spielte eine wesentliche Rolle für die korrekte und
möglichst vollständige Erfassung aller expliziten und impliziten Erwartungen an die
abzubildenden Aufgabenstellungen. „Deficient requirements are the single biggest
cause of software project failure.[…] In other words, getting requirements right might
be the single most important and difficult part of a software project. [HOFMANN,
LEHNER (2001), S. 58]

Durch die Nutzung handelsüblicher Hardware für die Darstellung des aktuellen
Fahrzeugstatus konnten im Fall des Fahrzeugflottenmonitorings die Kosten deutlich
gesenkt werden. Die Verwendung eines XML-basierten lokalen Datenhaltungsformats
für die aktuellen Fahrzeugdaten sorgt dafür, dass die App ohne weitere Lizenzkosten
der Esri-Basissoftware zur Verfügung gestellt werden kann.

Kernfaktoren für den Erfolg des Biotopkatasters waren zum einen die enge Intergation
der serverbasierten GIS-Kartenanwendung, zum anderen die umfangreichen
dynamischen Anpassungsmöglichkeiten an bundeslandspezifische Anforderungen
und nutzerspezifische Datensichten bei Selektion, Bearbeitung und Auswertung der
verwalteten Biotopdaten.

Künftig   werden    für   das   Fahrzeugflottenmonitoring    die   Verwendung      neuer
vektorbasierter Datenformate für die Geobasiadatennutzung und die Anpassung an
geänderte Hardwareanforderungen im Fokus der Weiterentwicklung stehen.

Im Rahmen der Biotopkartierung werden durch ARC-GREENLAB aktuell die
Apassungen an weitere Bundesländer implementiert und das Monitoring der aktuell
erfassten Biotopdaten wird um Datenmanagementprozesse für die laufende
Verwaltung erweitert werden.




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5 Literaturverzeichnis
Hofmann, Hubert F.; Lehner, Franz (2001). Requirements Engineering as a Success Factor in
  Software Projects. In: IEEE SOFTWARE July/August 2001
DBU Naturerbe: 69.000 Hektar für den Naturschutz. https://www.dbu.de/naturerbe,
  (aufgerufen am 12.05.2017)
NaMIs: Über NaMIs 2017. http://namis.dbu.de/# (aufgerufen am 12.05.2017)
gl-move:     Überblicksdarstellung.    http://arc-greenlab.de/produkte/forst-umwelt/gl-move/
   (abgerufen am 12.05.2017)




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