=Paper= {{Paper |id=None |storemode=property |title=Delegation von Datenmanagement in Szenarien verteilter Verantwortlichkeiten |pdfUrl=https://ceur-ws.org/Vol-581/gvd2010_1_3.pdf |volume=Vol-581 |dblpUrl=https://dblp.org/rec/conf/gvd/Stuber10 }} ==Delegation von Datenmanagement in Szenarien verteilter Verantwortlichkeiten== https://ceur-ws.org/Vol-581/gvd2010_1_3.pdf
  Delegation von Datenmanagement in Szenarien verteilter
                   Verantwortlichkeiten
                                                         Ralph Stuber
                                                   OFFIS Institut für Informatik
                                                         Escherweg 2
                                                       26121 Oldenburg
                                                      +49 441 9722 141
                                                        stuber@offis.de

ABSTRACT                                                            Teilbereiche der umfangreichen Datenbestände benötigen,
Um Daten aus verschiedenen Datenbeständen miteinander in            gewinnt die Generierung verschiedener Sichten auf einzelne
Verbindung bringen und daraus zusätzliche Informationen             Datenbereiche zunehmend an Bedeutung [1].
gewinnen zu können, werden diese oftmals aus verschiedenen              Integrierte Datenbestände
Quellen heraus in einem gemeinsamen Datenbestand integriert. In
Fällen, in denen die Personen oder Institutionen, die die                 Weiter existieren Datenbestände über die Grenzen von
Quelldaten erzeugt haben und verantworten, nicht in den Prozess     Unternehmen oder Institutionen hinaus, die sich über gemeinsame
der Erstellung und Nutzung integrierter Datenbestände               Dimensionen oder Attribute miteinander verknüpfen lassen. Um
eingebunden werden, erhalten diese erst nach Veröffentlichung       das Potential der in den verschiedenen Datenbeständen
des Datenbestandes Einsicht in die Daten und können somit           vorliegenden Informationen nutzen zu können, werden derartige
Änderungs- und Korrekturwünsche an den Quelldaten nicht in          Datenbestände oftmals aus verschiedenen Quellen unter Einsatz
den vorgelagerten Integrationsprozess einbringen. So resultiert     von Data Warehouse-Technologien [2] integriert und so in einem
aus dem Erfordernis der Durchführung von Datenänderungen            gemeinsamen Datenbestand zusammengeführt (Datenintegration).
aufgrund von Aktualisierungen oder Korrekturen von                  Institutionen und Unternehmen unterschiedlicher Branchen
Informationen der Bedarf des Delegierens von Datenpflege-           nutzen die Möglichkeit, die auf diese Weise zusammengetragenen
Prozessen, welche es den Datenverantwortlichen ermöglicht, von      Kennzahlen, Leistungsdaten und anderen Strukturinformationen
ihnen verantwortete Daten im Zielsystem integrationsnachgelagert    zu verschiedenen Zwecken zu nutzen. So können integrierte
zu pflegen und ggf. zu aktualisieren.                               Datenbestände für Analysen zum Zwecke der Unterstützung in
                                                                    Management-Entscheidungen genutzt werden, oder z.B. zur
Zur Lösung des Problems wird im Rahmen dieses Beitrages das         Präsentation     von     Produkten,      Dienstleistungen     und
Vorgehensmodell VD2M (Vorgehensmodell zur Delegation von            Unternehmensstatistiken in aufbereiteter Form beispielsweise über
Datenmanagement) vorgestellt, welches das angesprochene             das World Wide Web.
Delegieren von Datenmanagement unter Berücksichtigung
verteilter Verantwortlichkeiten ermöglicht. Am Beispiel eines           Verteilte Verantwortlichkeiten
Projektes aus dem Gesundheitswesen wird dargestellt, wie das             Grundsätzlich können die Rollen Datenurheber und
Vorgehensmodell anschließend durch den Einsatz der                  Datenverwalter unterschieden werden. Nicht zwingend werden
prototypisch    implementierten    Softwarewerkzeug-Sammlung        beide Rollen durch ein und dieselbe Person oder Institution
WD2M (Werkzeuge zur Delegation von Datenmanagement)                 wahrgenommen. Weisen verschiedene Datenquellen, die den
umgesetzt und evaluiert werden kann.                                integrierten Datenbeständen als Basis zugrunde liegen können,
                                                                    eine Urheberschaft durch verschiedene Daten verantwortliche
Keywords                                                            Personen     auf,  so    lassen  sich    Szenarien   verteilter
Delegation,   Datenmanagement,        integrationsnachgelagerte     Verantwortlichkeiten beobachten.
Datenänderungen, Verantwortlichkeiten, Schreibender Zugriff auf
                                                                         In solchen Situationen, in denen Datenurheber und
Data Warehouses.
                                                                    Datenverwalter verschiedene Personen oder Institutionen sind,
                                                                    werden die Datenurheber, die die Quelldaten verantworten, selten
1. Einführung und Motivation                                        in den Prozess der Erstellung oben beschriebener Datenbestände
     Die meisten Unternehmen, Institutionen, Verbände und           durch Dritte eingebunden. Sie erhalten daher erst nach
andere Organisationen verfügen über eine Vielzahl an                Veröffentlichung des integrierten Datenbestandes die Möglichkeit
verschiedenen Datenbeständen. Diese wachsen zum einen stetig        zur Einsicht, und haben somit meist keine Möglichkeit,
quantitativ bezüglich der jeweils enthaltenen Datenmengen, zum      Änderungs- und Korrekturwünsche an den Quelldaten in den
anderen jedoch meist auch qualitativ in der Komplexität und der     vorgelagerten Integrationsprozess einzubringen. Der Bedarf an
Anzahl verschiedener, durch die Daten abgebildeter Entitäten und    integrationsnachgelagerten Datenänderungen entsteht. Weiter ist
Beziehungen.                                                        insbesondere zu beachten, dass die Personen, die die Daten aus
                                                                    den Quellen der Integration verantworten, selten über detaillierte
     Da unterschiedliche Nutzerkreise oder Interessenten
aufgrund stetig wachsender Datenmengen oftmals nur Zugriff auf
Kenntnis der Struktur des zugrunde liegenden Datenmodells und        Manipulationen am Datenbestand zu einem späteren Zeitpunkt
Datenbankschemas verfügen.                                           nachvollziehen zu können, da die Daten nicht zeitbezogen
                                                                     getrennt abgelegt, sondern überschrieben werden, und somit die
    Integrationsnachgelagerte Datenänderungen
                                                                     ursprüngliche Belegung nach Durchführung einer Manipulation
     Unterliegen Datenquellen stetigen Veränderungen, so             verloren geht.
erscheint die Durchführung der Datenänderungen in der
                                                                          Redundante Systeme zur Wartung mehrerer Datenbestände
Datenquelle - sofern möglich - meist sinnvoller als die Korrektur
des betroffenen Datums im integrierten Datenbestand.                      Darüber hinaus existieren auf Seiten eines Datenintegrators
Manipulierte Datensätze können dann unter erneuter                   oftmals mehrere heterogene, voneinander unabhängige und
Durchführung der Datenintegration in den integrierten                inhaltlich disjunkte Datenbestände, die für verschiedene Projekte
Datenbestand übernommen werden. Wird die Korrektur auf dem           und Auftraggeber gepflegt und gewartet werden müssen. Die
integrierten Datenbestand ausgeführt, so würde diese bei erneuter    Entwicklung maßgeschneiderter, individueller Lösungen zur
Integration der betroffenen Daten aus der ursprünglichen Quelle      Wartung und Anpassung der verschiedenen Datenbestände birgt
verloren gehen. Um Korrekturen auf den Datenquellen                  den Nachteil des Bedarfs an mehreren, in weiten Teilen
durchführen zu können, ist jedoch auch Kenntnis über die             redundanten Lösungen. Im Vergleich zum Einsatz einer
Herkunft der im integrierten Datenbestand enthaltenen                generischen Lösung kann dies im Hinblick auf den zu
Informationen erforderlich.                                          investierenden Entwicklungsaufwand ineffizient erscheinen,
                                                                     sofern durch die redundante Umsetzung identischer Aufgaben
     In Fällen, in denen die Datenquellen jedoch keinen stetigen
                                                                     vermeidbare Kosten entstehen.
Veränderungen unterliegen, erweist sich hingegen eine einmalige
Integrationsstrategie   zur    Erstellung    eines    integrierten        Abgeleiteter Bedarf
Datenbestandes meist als sinnvoll. Die Durchführung der
                                                                          So resultiert aus der Anforderung der Durchführung von
Integrationsprozesse ist bedingt durch die integrationsinhärenten
                                                                     Datenänderungen am integrierten Datenbestand in Szenarien
Schritte der Beschaffung, Bereinigung, Aufbereitung und
                                                                     verteilter Verantwortlichkeiten der Bedarf an einem
Vereinheitlichung der Daten zudem aufwändig gestaltet. Im
                                                                     Vorgehensmodell, welches es den Datenverantwortlichen, also
Hinblick auf solche statischen Datenquellen, erscheint daher der
                                                                     den ursprünglichen Urhebern und Verantwortungsträgern der
herkömmliche Weg des Data Warehousing, eine Durchführung
der Korrekturen in den Quelldatenbeständen und eine                  Daten aus den Quelldatenbeständen, ermöglicht, eine
                                                                     Manipulation oder Aktualisierung der von ihnen verantworteten
anschließende erneute, aufwändige Integration der nur
                                                                     Daten zu initiieren. Dabei ist insbesondere zu beachten, dass
geringfügig korrigierten Quelldaten durchzuführen, meist nicht
                                                                     Datenverantwortliche selten über detaillierte Kenntnis der
verhältnismäßig in Bezug auf den zu investierenden Aufwand.
                                                                     Struktur des zugrunde liegenden Datenmodells und
Vielmehr ist hier die Korrektur direkt am integrierten
                                                                     Datenbankschemas des integrierten Datenbestandes verfügen, und
Datenbestand naheliegend und sinnvoll.
                                                                     zudem nur in Ausnahmefällen in dessen Prozess der Erstellung
     Zudem existieren integrierte Datenbestände, die Abzüge der      eingebunden waren.
zugrunde liegenden Datenquellen zu bestimmten Zeitpunkten
beinhalten. Sollte ein Datenfehler nun der Integration
nachgelagert im integrierten Datenbestand identifiziert werden, so
ist nicht sichergestellt, dass die Änderung in der Datenquelle
durchführbar ist, da dort das integrierte Datum gegebenenfalls
nicht mehr vorgehalten wird [3]. Eine Änderung im integrierten
Datenbestand ist in solchen Fällen alternativlos.
     Auch der Umstand, dass die integrierten Daten oftmals nicht
mit Metainformationen zur ursprünglichen Quelle annotiert sind,
erschwert eine nachträgliche Korrektur in den Quellsystemen.
Ohne Wissen über die Herkunft von Daten (Data Provenance [4]),
ist es nicht möglich, die Quelle zu identifizieren und eine
Manipulation auf dem Quelldatenbestand auszuführen. In diesen
Fällen können Korrekturen oder Manipulationen ebenfalls nur am
integrierten Datenbestand vorgenommen werden.
    Temporale Aspekte
     Ein weiteres Problem, welches sich im Kontext der zuvor         Abbildung 1: Bedarf an integrationsnachgelagertem
motivierten Integration verschiedenartiger Quelldatenbestände        Datenmanagement unter verteilten Verantwortlichkeiten
häufig beobachten lässt, besteht darin, dass die resultierenden      Abbildung 1 zeigt ein beispielhaftes Szenario, in dem ein
integrierten Datenbestände oftmals als einfache relationale          Dienstleister die Inhalte dreier Datenquellen integriert und die
Schemata (sog. Snapshot-Datenbanken [5]) aufgebaut werden, die       Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Der Urheber
keinerlei Voraussetzungen hinsichtlich temporaler Aspekte [6,7],     der Datenquelle A identifiziert einen Datenmanipulationswunsch,
also     der   Annotation     der     Realdaten     mit    einem     der erst integrationsnachgelagert an den Betreiber des integrierten
Transaktionszeitbezug [6], aufweisen. So ist es ohne die Existenz    Datenbestandes übermittelt werden kann.
temporaler Annotationen nicht möglich, durchgeführte
2. Problemstellung, Anforderungen und                              3. Vorgehensmodell VD2M
Lösungsansatz                                                          Zur Lösung der in Abschnitt 2 beschriebenen
Motiviert aus den in Abschnitt 1 aufgezeigten Umständen lässt      Problemstellung     wird    das     Vorgehensmodell     VD2M
sich folgende Problemstellung formulieren:                         vorgeschlagen, welches die Delegation von Datenmanagement-
                                                                   Anforderungen in Szenarien verteilter Verantwortlichkeiten
     Ist eine Delegation von Datenmanagement in Szenarien          ermöglicht, und dabei die in Abschnitt 2 formulierten
verteilter Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung von         Anforderungen (z.B. die Gewährleistung von Nachvollziehbarkeit
Nachvollziehbarkeit der Änderungen durch Einsatz eines             und Reversibilität der Datenmanipulationen oder die
generischen Vorgehensmodells möglich?                              Anpassbarkeit an verschiedene Datenbestände oder an strukturelle
     Zur Beantwortung dieser Fragestellung besteht die             Änderungen des integrierten Datenbestandes unter Investition
Grundidee des vorgestellten Ansatzes in der Schaffung eines        möglichst geringer Aufwände) erfüllt.
Vorgehensmodells, welches das Datenmanagement in Szenarien              VD2M besteht aus zwei Gruppen von Phasen: initiale
verteilter Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung der         Phasen und Phasen des Regelbetriebs. Die initialen Phasen
Historisierung der Dateninstanzen ermöglicht. Basierend auf den    resultieren aus der Anforderung der einfachen Anpassbarkeit an
in Abschnitt 1 dargestellten Beobachtungen und Umständen           verschiedene Einsatzszenarien und sind einmalig für jeden
werden verschiedene Anforderungen an das Vorgehensmodell           integrierten Datenbestand auszuführen, auf dem später
abgeleitet, die im Folgenden aufgelistet seien:                    Datenmanagement-Schritte durchgeführt werden sollen (folgend
                                                                   auch als „Anwendungsdatenbestand“ bezeichnet). Sie umfassen
    • Das Datenmanagement muss durch Datenurheber
                                                                   alle Aktivitäten und Aufgaben, die zur einmaligen, initialen
      initiierbar sein, da dieser die Datenmanagement-Bedarfe
                                                                   Konfiguration der Werkzeuge anfallen. Als Ergebnis entsteht nach
      identifiziert und deren Umsetzung fordert.
                                                                   Ausführung der initialen Phasen ein konfiguriertes System, auf
    • Potentielle Datenmanipulationen müssen auch von „Nicht-      Basis dessen in den wiederkehrenden Phasen dann die
      IT-Experten“ und insbesondere ohne Detailkenntnis der        Datenmanagement-Aktivitäten auf dem Anwendungsdatenbestand
      Strukturen des zugrunde liegenden Datenbankschemas           ausgeführt werden können.
      möglich sein, da die Urheber der Datenquelle in der Regel
      nicht über derartige Detailkenntnisse verfügen.              3.1 Initiale Phasen
    • Alle Datenmanipulationen, die durchgeführt werden,               Im Rahmen der initialen Phasen bedarf es zunächst der
      müssen umfassend dokumentiert werden und zu späteren         Erhebung einiger Metainformationen über den zu verwaltenden
      Zeitpunkten nachvollziehbar sein, um ggf. auch               Anwendungsdatenbestand, um:
      zurückgenommen werden zu können (Reversibilität).                • eine Historisierungsinfrastruktur zur automatisierten
    • Das Vorgehensmodell soll weitestgehend generisch auf               Historisierung der zu manipulierenden Daten zum Zwecke
      beliebige, unterschiedliche relationale Datenbestände              der Schaffung von Nachvollziehbarkeit und Reversibilität
      anwendbar sein, um individuelle Entwicklungen für                  sowie
      verschiedene Datenbestände und damit verbundene                  • einen Suchindex zum Auffinden von Relationen und
      Redundanzen in der Umsetzung der Lösungen zu                       Attributen      im    Datenmodell    anhand   von
      vermeiden.                                                         natürlichsprachlicher Beschreibungen von Realwelt-
    • Die Phasen des Vorgehensmodells sollen durch eine                  Entitäten
      Sammlung von Softwarewerkzeugen unterstützt umgesetzt        für einen spezifischen Anwendungsdatenbestand erzeugen zu
      werden, um im Kontext eines realen Projektes im              können. Folgende initiale Phasen 1-3 lassen sich identifizieren:
      Praxisbetrieb unter realistischen Bedingungen evaluiert
      werden zu können.                                                1.      Quellenanalyse: Erhebung von Metainformationen
                                                                               aus Struktur und Inhalt des integrierten
    • Aspekte struktureller Veränderungen der zugrunde                         Datenbestandes zur Vorbereitung der Generierung
      liegenden Datenbankschemata sollen bei Entwurf und                       von Suchindex und Historisierungs-Infrastruktur.
      Umsetzung von Vorgehensmodell und unterstützender
      Werkzeugsammlung berücksichtigt werden; damit die                2.      Infrastruktur-Generierung:           Automatisierte
      jeweilige Umsetzung des Ansatzes hinsichtlich potentieller               Erzeugung der Infrastruktur zur Historisierung der
      Änderungen oder Erweiterungen des Datenschemas ohne                      zu manipulierenden Daten auf Basis der in der
      hohen Aufwand angepasst werden kann.                                     vorigen Phase generierten Informationen.
                                                                       3.      Suchindex-Generierung: Semantische Indexierung
    • Das Datenmanagement (insbesondere das Auffinden der
                                                                               des      integrierten     Datenbestandes      durch
      modellierenden Struktur sowie die Spezifikation der zu
                                                                               teilautomatisiertes Vorgehen: automatisierte Analyse
      manipulierenden Dateninstanz) muss auf Grundlage von
                                                                               der Struktur unter Extraktion der enthaltenen
      natürlichsprachlichen Beschreibungen der modellierten
                                                                               Informationen (Attribut- und Relationennamen,
      Realwelt-Entitäten ermöglicht werden, da dem Urheber der
                                                                               Kommentartexte, sonstige Informationen) und
      Daten in Szenarien verteilter Verantwortlichkeiten nur
                                                                               Erzeugung eines Suchindexes auf Basis der
      diese, und nicht die Modellstruktur eines integrierten
                                                                               extrahierten Strukturinformationen, und manuelle
      Datenbestandes bekannt ist.
                                                                               Anreicherung des Suchindexes durch Fachexperten
            um Verschlagwortungen der im integrierten                   Durch das Durchlaufen der initialen Phasen erfolgt eine
            Datenbestand abgebildeten Domäne, um eine              Anpassung des zur Umsetzung des Vorgehensmodells
            Stichwortsuche unter Nutzung von beschreibenden        implementierten Systems an den integrierten Datenbestand. Die
            Stichworten einer Realwelt-Entität zum Auffinden       Infrastruktur zur automatisierten Historisierung sowie der
            des Speicherortes im Datenmodell zu ermöglichen.       Suchindex zur Abbildung der Realwelt-Entitäten auf die
                                                                   modellierten Strukturen des integrierten Datenbestandes werden
                                                                   im Rahmen der initialen Phasen auf Basis der individuellen
3.2 Phasen des Regelbetriebs
                                                                   Eigenschaften des integrierten Datenbestandes erzeugt.
     Neben den drei initialen Phasen, die nur einmalig zur
Anpassung an einen Anwendungsdatenbestand ausgeführt werden             In der Phase des assistierten Datenmanagements erfolgt
müssen, sind wiederkehrende Phasen zu identifizieren. Sie          anschließend im Rahmen des Regelbetriebs eine automatisierte
umfassen die zum eigentlichen Datenmanagement erforderlichen       Historisierung von Original-Belegungen der Daten. Zudem bietet
Aktivitäten und Aufgaben und sollen den Prozess des                die Phase Unterstützung bei der Lokalisierung der modellierten
Datenmanagements umsetzen und dokumentieren. Zudem sind im         Strukturen im Anwendungsdatenbestand unter Nutzung des für
Falle    von    Änderungen        am    Anwendungsdatenbestand     den Anwendungsdatenbestand spezifisch und individuell
Reorganisationsschritte erforderlich, um die Anpassungen, die am   erzeugten Suchindexes. Unter Nutzung von Historisierung der
Anwendungsdatenbestand durchgeführt wurden, auch zugrunde          Manipulationen und Dokumentation der durchgeführten Schritte
liegende System zu propagieren. Folgende wiederkehrende            sind Nachvollziehbarkeit und Reversibilität der durchgeführten
Phasen 4-6 können im Regelbetrieb identifiziert werden:            Datenmanipulationsschritte gewährleistet.
    4.      Assistiertes Datenmanagement: Durchführung von              Für den Fall einer strukturellen Veränderung des integrierten
            assistiertem      Datenmanagement        mitsamt       Datenbestandes bietet die Phase der Reorganisation die
            Historisierung von ursprünglichen Belegungen im        Möglichkeit, unter Erhalt der bestehenden Informationen aus
            Anwendungsdatenbestand.                                Historisierungsinfrastruktur und Suchindex die Generierung eines
                                                                   an die Strukturveränderungen angepassten Suchindexes und einer
    5.      Dokumentation: Dokumentation der durchgeführten
                                                                   angepassten Historisierungsinfrastruktur umzusetzen.
            Schritte         zum          Datenmanagement
            (Datenmanipulationen  und    Datenpflege)    im
            Anwendungsdatenbestand.                                3.3 Evaluation
                                                                       Um die Eignung des vorgeschlagenen Vorgehensmodells
    6.      Reorganisation:     Erweiterung/Anpassung      des
                                                                   VD2M zu evaluieren, werden die Phasen des Vorgehensmodells
            bestehenden      Suchindexes    an     strukturelle
                                                                   VD2M      durch     eine     prototypisch    implementierte
            Änderungen im Anwendungsdatenbestand analog zu
                                                                   Werkzeugsammlung WD2M (Werkzeuge zur Delegation von
            den initialen Phasen, jedoch unter Erhalt manuell
                                                                   Datenmanagement) umgesetzt.
            hinzugefügter Informationen.
                                                                        Aufgaben, die von WD2M zu unterstützen sind, bestehen
    Abbildung 2 zeigt zusammengefasst eine grafische
                                                                   zunächst in der Umsetzung der initialen Phasen zur Anpassung
Darstellung der initialen und wiederkehrenden Phasen des
                                                                   des Systems, deren Kern in der strukturellen Analyse des zu
Vorgehensmodells in UML-Notation.
                                                                   verwaltenden integrierten Datenbestandes besteht. Die dabei
                                                                   akquirierten Informationen dienen zum einen dem Aufbau des
                                                                   Suchindexes, in dem die Strukturen des Datenmodells um
                                                                   semantische Realwelt-Information annotiert werden, damit der Ort
                                                                   der Speicherung der gesuchten Information im Datenmodell (also
                                                                   der modellierenden Relation sowie deren Attributen) anhand von
                                                                   natürlichsprachlicher Stichwortsuche identifiziert werden kann.
                                                                   Zum anderen dienen die Ergebnisse der strukturellen Analyse dem
                                                                   Aufbau einer Historisierungsinfrastruktur, die die zeitbehaftete
                                                                   Speicherung der zu manipulierenden Datentupel ermöglicht, um
                                                                   Nahvollziehbarkeit und Reversibilität der Datenänderungen zu
                                                                   gewährleisten.
                                                                        Auch die Schritte der wiederkehrenden Phasen von VD2M
                                                                   sind durch WD2M zu unterstützen und umzusetzen. Die primäre
                                                                   Aufgabe besteht in der Umsetzung des assistierten
                                                                   Datenmanagements, welches mehrere Aufgaben umfasst:
                                                                       • Identifikation des Ortes der Speicherung der zu
                                                                         manipulierenden Information unter Nutzung des
                                                                         Suchindexes (also das Auffinden der zu referenzierenden
                                                                         Relation bzw. des darin enthaltenen Attributs, welches die
                                                                         zu manipulierende Information modelliert).

          Abbildung 2: Das Vorgehensmodell VD2M
     • Spezifikation der zu manipulierenden Dateninstanz (also        Szenarien verteilter Verantwortlichkeiten erfolgen kann. Zunächst
       des     zu     ändernden     Tupels)   anhand      von         wurde       der      Bedarf     an     integrationsnachgelagerten
       instanzbeschreibenden Informationen.                           Datenmanagement-Schritten         in      Szenarien      verteilter
                                                                      Verantwortlichkeiten motiviert. Anschließend erfolgte die
     • Editierbare Anzeige der aktuellen Tupelbelegung für zuvor      Präzisierung der Problemstellung. Als Lösungsansatz wurde das
       spezifizierte Relation und Dateninstanz.                       Vorgehensmodell VD2M vorgeschlagen, dessen Phasen und
     • Automatisierte   Historisierung   der   ursprünglichen         Schritte vorgestellt wurden. Abschließend erfolgte die
       Tupelbelegung und Annotation eines Zeitstempels zur            Beschreibung eines Evaluationsszenarios, welches unter Einsatz
       Schaffung von Nachvollziehbarkeit und Reversibilität der       der prototypisch implementierten Werkzeugsammlung WD2M
       Datenmanipulation.                                             quantitative und qualitative Aussagen über die Eignung des
                                                                      Ansatzes ermöglicht.
     • Validierung    und     Speicherung     des    manipulierten
       Datentupels.                                                       Durch den Einsatz des Vorgehensmodells VD2M ist die
                                                                      Delegation von Datenmanagement in Szenarien verteilter
     Weiter muss WD2M die Dokumentation aller benannten               Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung der formulierten
Schritte, aller getätigten Eingaben sowie der Manipulationen des      Anforderungen, dass das Datenmanagement durch den
Datenbestandes gewährleisten, um den eingangs benannten               Datenurheber initiierbar ist und von Nicht-IT-Experten auf Basis
Anforderungen nachkommen zu können. Schließlich muss die              von natürlichsprachlicher Beschreibung von Realwelt-Entitäten
Funktionalität zur Reorganisation von Suchindex und                   durchgeführt werden kann, möglich. Die durch VD2M/WD2M
Historisierungsinfrastruktur umgesetzt werden, damit auf              durchgeführten Datenmanagement-Aktivitäten sind aufgrund der
strukturelle Änderungen des zugrunde liegenden integrierten           automatisierten Historisierung der Originalbelegungen und der
Datenbestands reagiert werden kann, die im Laufe der Zeit vor         Dokumentation des Gesamtprozesses vollständig nachvollziehbar
dem Hintergrund von Schemaevolution und Schemaversionierung           und reversibel. Weiter sieht das Vorgehensmodell strukturelle
auftreten können.                                                     Entwicklungen in Datenbeständen vor und kann entsprechend
                                                                      angepasst werden. VD2M kann durch Umsetzung der initialen
     Die Evaluation der Werkzeuge wird im Kontext eines
                                                                      Phasen weitestgehend generisch auf beliebige Datenbestände
Projektes im Umfeld des Gesundheitswesens erfolgen. Das
                                                                      angewandt werden.
Projekt betreut einen integrierten Datenbestand, auf dem ein Web-
Portal aufbaut, welches die Inhalte den Benutzern strukturiert
aufbereitet zur Einsicht zur Verfügung stellt. Die Quellen, aus       5. Literatur
denen sich der integrierte Datenbestand speist, umfassen sowohl       [1] Bauer, A. and Günzel, H. 2001. Data Warehouse Systeme.
strukturierte Informationen im XML-Format als auch Daten, die             Architektur, Entwicklung, Anwendung. Dpunkt Verlag.
per Web-Formular direkt über das angebundene Portal erhoben               ISBN 3932588762.
werden.      Im     Projekt     liegen   dahingehend      verteilte   [2] Inmon, William H. 1992. Building the Data Warehouse. John
Verantwortlichkeiten vor, als dass unterschiedliche Rollen,               Wiley & Sons, Inc., New York, NY, USA. ISBN
Urheberschaften und Interessen in den Bereichen Quelleninhalte,           0471569607.
Betrieb des integrierten Datenbestandes sowie Darstellung der
Daten im Web-Portal identifiziert werden können.                      [3] Zeh, T. 2003. „Data Warehousing als Organisationskonzept
                                                                          des Datenmanagements: Eine kritische Betrachtung der Data-
     Der Einsatz von WD2M im Kontext des Projektes soll es                Warehouse-Definition von Inmon“, Inform., Forsch.
dem Betreiber des integrierten Datenbestandes ermöglichen,                Entwickl.,Volume 18 , Nummer 1, 32-38.
integrationsnachgelagerte Datenmanagement-Anfragen auf Basis
                                                                      [4] Buneman, P., Khanna, S. and Tan, W. C. 2000. “Data
natürlichsprachlicher Beschreibung der modellierten Realwelt-
                                                                          Provenance: Some Basic Issues”, FSTTCS, 87-93.
Entitäten durchführen zu können. Durch die Vorgabe einer Menge
exemplarischer, unterschiedlicher Manipulationsanfragen kann im       [5] Stock, S. 2001. “Zeitbezogene Erweiterung des relationalen
Rahmen einer Studie erhoben werden, inwieweit die                         Datenmodells“, Wirtsschaftsstudium, Vol. 30, Nummer 6,
vorgeschlagenen Konzepte des Vorgehensmodells und deren                   843-852.
Umsetzungen in Form der Werkzeuge WD2M zur Lösung der                 [6] Snodgrass, R. T. and Ahn, I. 1985. “A Taxonomy of Time in
Problemstellung beitragen, d.h. ganz konkret, welche Quote von            Databases “, Proceedings of the 1985 ACM SIGMOD
Anfragen unter Nutzung von VD2M/WD2M erfolgreich                          International Conference on Management of Data, Austin,
bearbeitet werden kann.                                                   Texas, May 28-31, 1985, 236-246. ACM Press, New York.
                                                                      [7] Harren, A. 2004. Temporale Datenintegration in Data-
4. Zusammenfassung und Fazit                                              Warehouse-Systemen. dissertation.de - Verl. im Internet,
    In diesem Beitrag wurde ein Lösungsansatz für die Frage               ISBN 3-89825-868-8.
vorgestellt, wie eine Delegation von Datenmanagement in